Die Schriftstellerin Eva Menasse hat am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den Ludwig-Börne-Preis erhalten. Der alleinige Preisrichter, der Autor und Verleger des Rowohlt-Verlags, Florian Illies, lobte die Zeitzeugenschaft Menasses.
»Eva Menasse schaut hellwach auf die großen gesellschaftliche Untiefen unserer Zeit mit einer seltenen Mischung aus Scharfsinn, Streitlust, Humor und europäischem Bewusstsein«, begründete Illies seine Wahl. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Ludwig-Börne-Stiftung für herausragende Essays, Kritik und Reportagen vergeben.
ERREGUNGSSTÜRME »Sie hat gezeigt, was aus den Kategorien von Moral und Empörung geworden ist in einer Zeit der Erregungsstürme des Internets«, hob Illies in seiner Laudatio hervor. Zugleich habe Menasse als eine der ersten überhaupt damit begonnen, mit Rechten zu reden. »Ihre Unvoreingenommenheit ist fast erschreckend, ihr Gerechtigkeitsgefühl imponierend«, sagte Illies. »Bei ihr muss nicht nur das Neue beweisen, warum es glaubt, besser zu sein – sondern das Bestehende eben auch.« Menasse »akzeptiert keine Begründungen aufgrund von bloßer Tradition oder Innovation«, fuhr Illies fort.
»Eva Menasse schaut hellwach auf die großen gesellschaftliche Untiefen unserer Zeit«, heißt es in der Begründung.
Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalistin, unter anderem für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«. Seit 2003 lebt sie als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie veröffentlichte nach ihrem Debütroman Vienna (2005) den Erzählungsband Lässliche Todsünden (2009), den Roman Quasikristalle (2013) und den Erzählungsband Tiere für Fortgeschrittene (2017). Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
Der Ludwig-Börne-Preis erinnert an den in Frankfurt geborenen und in Paris gestorbenen jüdischen Publizisten Ludwig Börne (1786–1837). Er kämpfte mit seinen Artikeln und Briefen für Freiheitsrechte und gilt als Begründer des politischen Feuilletons in Deutschland.
PREISTRÄGER Im vergangenen Jahr fungierte die Fernsehmoderatorin Maybrit Illner als Preisrichterin. Sie erkannte die Auszeichnung der in Frankfurt geborenen und in den USA arbeitenden Journalistin Souad Mekhennet zu.
Frühere Preisträger waren unter anderen der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der Journalist Henryk M. Broder, der Literat Hans Magnus Enzensberger, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck, der Philosoph Peter Sloterdijk und FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher. epd/ja