Musik

»Mit Lederhose und Kippa«

05.12.2011. Berlin. Nils Busch-Petersen Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg (HBB) portraitiert im Haus des Handels, Berlin. Foto: Gregor Zielke

Herr Busch-Petersen, heute beginnt in Potsdam das 9. Louis Lewandowski Festival. Ein Jahr wie jedes andere?
Nein, denn Sicherheit hat einen ganz anderen Stellenwert. Bei unseren Gästen spielt dieses Thema eine größere Rolle. Bisher hat uns nie jemand dazu befragt. Jetzt, nach Halle, schon. Da sind wir aber gut aufgestellt.

In Halle fand am vergangenen Sonntag bereits ein erstes Konzert statt. Eine spontane Planänderung?
Die Überlegung, das zu machen, kam mir bereits am Abend von Jom Kippur, als ich zur Synagoge Pestalozzistraße fuhr, um Unterstützung zu zeigen. Schon auf dem Weg dorthin dachte ich: Dieser Unkultur muss man mit dem einzig Sinnvollen begegnen – mehr Kultur. So entstand die Idee, der Stadt Halle ein Konzert zu schenken.

Wie kam diese Geste an?
Das Echo war groß. Das Konzert in Halles zentraler Stadtkirche war sehr gut besucht, ein aufmerksames, freundliches und begeisterungsfähiges Publikum empfing uns, darunter auch viele Gemeindemitglieder. Die ganze Zeit dachte ich an die geöffneten Pforten beim 150. Jubiläum der Neuen Synagoge Oranienburger Straße, wo unser Namensgeber Louis Lewandowski Dirigent war. Die Gemeinde in Halle jedoch wurde durch ihre verschlossene Pforte geschützt. Aus diesem Spannungsbogen – von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute – resultiert die Aufgabe für jeden von uns, nicht aufzugeben in dem Bemühen, dass Synagogen in Deutschland eines Tages keinen besonderen Schutz mehr benötigen.

Nach welchen Kriterien gestalten Sie als Direktor das Festival?
Es gibt immer drei Prämissen: ein Leitthema, einen Lewandowski-Schwerpunkt und mindestens ein Ensemble aus Israel.

Für welches musikalische Motto haben Sie sich diesmal entschieden?
»Südsterne« – damit sind Komponisten der süddeutschen Tradition gemeint, Bayern und Baden-Württemberg, wie Maier Kohn, Max Löwenstamm, Emanuel Kirschner, Heinrich Schalit und Hugo Chaim Adler. Auf unserem Plakat zeigen wir Louis Lewandowski mit Lederhose und Kippa.

Wo im Programm kommt Musik von Louis Lewandowski vor?
Beim Zusatzkonzert »Louis’ Lieblinge« vor dem Schabbatgottesdienst in der Pestalozzistraße – der wohl einzigen Synagoge weltweit, die seine Liturgie so pur weiterträgt.

Wie spiegelt sich die internationale Vielfalt im Programm wider?
Aus Israel kommt mit dem Moran Choir einer der besten Jugendchöre der Welt. Aus den USA nimmt bereits zum dritten Mal der Zamir Choir teil, und erstmalig treten bei uns die Baruch Brothers auf, ein gemischter Chor aus Belgrad – der älteste noch bestehende jüdische Chor der Welt.

Mit dem Direktor des Louis Lewandowski Festivals sprach Katharina Schmidt-Hirschfelder.

Film

Das Erbe des Rudolf Höß

Die Doku »Der Schatten des Kommandanten« ist eine wichtige Ergänzung zu Jonathan Glazers Spielfilm »The Zone Of Interest«

von Ayala Goldmann  12.02.2025 Aktualisiert

Berlinale

»Ich werde mich entschuldigen«

Die neue Berlinale-Chefin verspricht ein Filmfestival mit Haltung. Tricia Tuttle im Interview über den Skandal des vergangenen Jahres und Debattenkultur

von Sophie Albers Ben Chamo  11.02.2025

London

Harrison Ford darf in seinen Filmen selten Bart tragen

Er hat eines der bekanntesten Gesichter Hollywoods. Jetzt hat der jüdische Darsteller verraten, warum er meistens gut rasiert vor der Kamera steht

 11.02.2025

USA

»Ich liebe Hitler«: Kanye West verbreitet erneut Judenhass

Juden seien nicht vertrauenswürdig, schreibt der Musiker, dessen offizieller Name nun Ye lautet

 10.02.2025

Meinung

Antisemitismus an Kunsthochschulen: Eine Kultur des Wegschauens

Die Serie antisemitischer Vorfälle an Ausbildungsstätten für angehende Künstler reißt nicht ab. Warum sind die Hochschulen offenkundig außerstande, das Problem in den Griff zu kriegen?

von Klemens Elias Braun  10.02.2025

Sehen!

»Kleider machen Leute«

Im Staatstheater Cottbus wurde jetzt Alexander Zemlinskys Oper in der Fassung von 1913 uraufgeführt

von Maria Ossowski  10.02.2025

TV-Tipp

Der andere Taxi Driver

Arte zeigt den Thriller »A Beautiful Day« der Regisseurin Lynne Ramsay mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle

von Kathrin Häger  09.02.2025

Analyse

Der nette Salafist?

Was von Syriens Interimspräsident Ahmad al-Sharaa zu erwarten ist – auch im Verhältnis zu Israel

von Tom Khaled Würdemann  10.02.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Was bedeutet das Wort »Jude«?

Überlegungen zu Selbstmitleid und Dankbarkeit

von Ayala Goldmann  09.02.2025