Justiz

Mirna Funk erwirkt Einstweilige Verfügung gegen Deborah Feldman

Das Landgericht Berlin hat am Montag im Gerichtsprozess Mirna Funk gegen Deborah Feldman sein Urteil verkündet.

RÜCKBLICK Mitte Februar hatte die Autorin Feldman für ebenso großen medialen Wirbel wie Verstörung gesorgt, als sie mehrere – vor allem in der Öffentlichkeit stehende – Personen nachhaltig diffamierte und auf ihrem Instagram sowie Twitter-Account suggerierte, sie seien nicht jüdisch.

Daraufhin klagte Mirna Funk, vertreten durch den bekannten Medienanwalt Nathan Gelbart, gegen Deborah Feldman. Letztere hatte über 100 Instagram-Stories auf ihrem Instagram-Account prominent unter den »Highlights« platziert.

In einer von vielen Stories hatte Feldman explizit Funk in der öffentlichen Meinung herabgesetzt und unwahre Tatsachen mit persönlichkeitsrechtsverletztendem Charakter verbreitet. Feldman stellte die Zugehörigkeit der Klägerin zum Judentum in Frage und erklärte »die Frau ist eine einzige Lüge.«

EINIGUNG? Am 17. April traten daraufhin am Berliner Landgericht Berlin II die beiden Autorinnen vor den Richter – allerdings nur per Video. Darum hatte Feldmans Anwältin im Vorhinein gebeten. Mirna Funk und ihr Anwalt sowie Deborah Feldman und ihre Anwältin waren in einer Videokonferenz zusammengeschaltet.

Das Gericht versuchte zu Beginn zu einer außergerichtlichen Einigung zu kommen: »Sie begreifen sich beide als Jüdinnen, wäre es da nicht besser, zusammenzustehen, als sich hier gerichtliche Auseinandersetzungen zu liefern?« fragte er. »Für uns wäre eine unterschriebene Unterlassungserklärung ausreichend«, erklärte Funks Anwalt. Mit einer solchen Erklärung würde Feldman Funk versichern, keine weiteren entsprechenden Aussagen über sie zu tätigen. Bei Verstoß käme es zu einer Vertragsstrafe.

Jedoch lehnte dies Feldmans Anwältin ab. Somit lag es am Landgericht, in dem Fall zu entscheiden.

BEHAUPTUNG Kernpunkte des verhandelten Eilverfahrens waren die Behauptung Feldmans, Funk sei »wohl keine Jüdin« sowie Zweifel darüber, inwieweit sich Funk zwischen Israel und Deutschland aufgehalten habe sowie ihre akademische Laufbahn. Feldman konkludierte: »Diese Frau ist eine einzige Lüge (…) Sie missbraucht jüdisches Leben als Selbstdarstellung.«  

Der entsprechende Beitrag ist inzwischen von Feldmans Instagram-Account gelöscht. In dem Eilverfahren ging es allerdings darum, dass Deborah Feldman solche Aussagen zukünftig nicht wiederholen dürfe. Andere Stories, die laut Funks Anwalt »unwahre Tatsachen mit rufschädigendem Charakter« enthalten, waren nicht Teil der Klage im Eilverfahren, könnten aber später noch eine Rolle spielen, und sind weiterhin online. So konnte man auf Feldmans Account auch am Tag der Verhandlung in verschiedenen Stories lesen, Funk habe am Gazastreifen mit »IDF-Terroristen« Silvester gefeiert.

HOLOCAUST »Feldman schreckt selbst nicht davor zurück, Funk Holocaustleugnung vorzuwerfen«, schreibt ihr Anwalt. Dies bezieht sich auf eine Story, in der Deborah Feldman die Aussage Funks, ihre Urgroßeltern seien in den 30er-Jahren nach Israel ausgewandert, mit den Worten kommentiert: »Ist das schon Holocaust Denial, was sie dort betreibt?«

Der Fall ist juristisch knifflig: Meinungsäußerungen sind in Deutschland gut geschützt und werden nur in schweren Fällen als persönlichkeitsverletztend verurteilt. Doch der Richter gab Funk in den zwei wichtigsten Punkten Recht.

ORDNUNGSHAFT Er untersagte Deborah Feldman am Montag per Einstweiliger Verfügung und unter Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro und einer Ordnungshaft von bis zu sechs Monaten, dass Feldman zukünftig Funks Zugehörigkeit zum Judentum weder in Frage stellen noch leugnen sowie Funk als »einzige Lüge« bezeichnen dürfe.

Funks Anwalt Nathan Gelbart ergänzte: »Eine Mitstreiterin aus einem Diskurs fernhalten zu wollen, indem ihr Judentum und ihre Vita wahrheitswidrig geleugnet werden, halte ich nicht nur für rechtlich, vor allem aber auch moralisch für äußerst bedenklich. Die Entscheidung des Landgerichts ist insoweit eindeutig und richtig.« ja

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025

Berlin

»Sind enttäuscht« - Berlinale äußert sich zu Antisemitismus-Skandal

»Beiträge, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, überschreiten in Deutschland und auf der Berlinale eine rote Linie«, heißt es in einer Erklärung des Festivals

von Imanuel Marcus  19.02.2025