Es gibt wenige Regisseure, die mit über 80 Jahren noch aktiv sind. Bei Michael Mann werden wir fündig. Für sein bisher letztes großes Projekt »Ferrari« zog er eine Weile lang nach Modena, wo 2022 sein biografischer Streifen über den Rennfahrer und Automobilunternehmer Enzo Ferrari gedreht wurde. Es regnete Nominierungen und Ehrungen.
Mann, der 1943 in Chicago in eine jüdische Familie russischer Herkunft hineingeboren wurde, will für sein nächstes Werk in gewisser Weise in die Vergangenheit eintauchen und zugleich die Zukunft auf die Leinwand projizieren – in »Heat 2«.
Problemlos kann Michael Mann als Meister der atmosphärischen Einstellungen beschrieben werden. In »Heat« brachte er Robert de Niro, Val Kilmer, Al Pacino, Ashley Judd und andere Darstellergrößen zusammen, um die Geschichte des Gangsters Neil McCauley nachzuzeichnen.
Erschreckend realitätsnah
Ein Bankraub läuft schief, da das Los Angeles Police Department (LAPD) früh Wind davon bekommt. Eine minutenlange Schießerei-Szene auf den Straßen der kalifornischen Metropole folgt. Im legendären ersten Teil von »Heat« erschuf er sympathische Gangster, vermied jedoch Verbrechensverherrlichung. Der Regisseur stellte den Zuschauer mitten ins Geschehen – indem er seine Szenen erschreckend realitätsnah kreierte.
Den schwierigsten Teil der Coronakrise verbrachte das Multitalent Michael Mann damit, den Thriller »Heat 2« zu Papier zu bringen. Es handelt sich sowohl um ein Prequel als auch ein Sequel. Beschrieben werden die Ereignisse vor und nach denen, die die Zuschauer in »Heat« verfolgten.
Fans des Thriller-Genres und Cineasten, die sowohl die atmosphärische Dichte, als auch die bis ins Detail ausgearbeiteten Charaktere in Manns Filmen schätzen, freuen sich nun über die jüngsten Nachrichten aus Hollywood: Der Regisseur, der mit eher 81 wirkt, als wäre er 65, arbeitet jetzt an der Verfilmung von »Heat 2«.
Nicht übermittelt
Das Projekt befindet sich in der Vorproduktionsphase. Adam Driver soll die Rolle des jungen Neil McCauley übernehmen. Auch Penelope Cruz ist offenbar dabei. »Heat 2« hat das Potential, ein Thriller zu werden, den die Zuschauer nicht so schnell vergessen werden.
In »Heat« kamen die meisten Haupt-Charaktere um - auch der von Robert de Niro gespielte McCauley, der vom LAPD-Detective Vincent Henna - gespielt von Al Pacino - auf dem Rollfeld des LAX-Flughafens erschossen wurde. Im Prequel können und werden sie natürlich wieder auftauchen - im Sequel-Teil aber nicht. Ob Pacino als alternder Detective Henna über die Leinwand huschen wird, ist nicht übermittelt.
Michael Mann war bereits in den 80er Jahren als Thriller-Regisseur aktiv. Einige seiner Werke hätten damals mehr Beachtung verdient, als sie bekamen. Dazu gehört »Manhunter« von 1986, seine Filmadaption des Buches »Red Dragon« von Thomas Harris - einem Teil der Hannibal Lecter-Triologie, der knapp zwei Jahrzehnte später von Brett Ratner erneut verfilmt wurde. Beide Versionen sind überzeugend. Anthony Hopkins und Edward Norton trugen bei Ratner ihren Teil zum Erfolg bei.
Unersichtliche Gründe
In Manns Version waren mit Brian Cox und William Petersen eher Darsteller aus der zweiten Reihe am Start, die allerdings ebenfalls hervorragende Arbeit leisteten. Wie die Buchvorlage wurde »Manhunter« eine spannende psychologische Studie. Manns Talent wurde schon damals deutlich sicht- und erlebbar.
Auch den Kinofilm »Miami Vice« schuf Michael Mann. Als Produzent war er an der gleichnamigen TV-Serie maßgeblich beteiligt.
Manns Filme wurden bislang zwölfmal mit Oscar-Nominierungen bedacht. »Der letzte Mohikaner« bekam tatsächlich eine der Trophäen, während »The Insider«, »Ali« und »Collateral« am Ende leer ausgingen. Dass »Heat« nicht einmal nominiert war, ist ein Armutszeugnis - oder zumindest ein Anzeichen dafür, dass in jeder Hinsicht smarte Thriller manchmal aus unersichtlichen Gründen von Jurys ignoriert werden.
Wer auf »Heat 2« wartet, wird sich in Geduld üben müssen. Erst im Sommer sollen die Dreharbeiten beginnen.