Der langjährige Direktor des Jüdischen Museums Berlin, W. Michael Blumenthal, ist zum 118. Ehrenbürger der deutschen Hauptstadt ernannt worden. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) verlieh Blumenthal den Ehrentitel am Freitag bei einem Festakt im Roten Rathaus. In seiner Laudatio würdigte Müller den 89-Jährigen als einen herausragenden Botschafter der Stadt.
Blumenthal nahm die Würdigung an und sagte vor rund 150 geladenen Gästen: »Ich bin unendlich stolz darauf.« Blumenthal war von 1997 bis Herbst 2014 Gründungsdirektor des Jüdischen Museums Berlin.
erfolgsgeschichte Müller sagte, es sei Blumenthals Standfestigkeit, Geschick und Fortune zu verdanken, dass das Jüdische Museum zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte wurde. Als Gründungsdirektor habe er das Museum zu einem Leuchtturm für die Berliner Museumslandschaft, die Stadt und ganz Deutschland gemacht. »Mit Ihrer völkerverbindenden Persönlichkeit und als unerschütterlicher Fürsprecher der deutsch-jüdischen Versöhnung haben Sie entscheidend dazu beigetragen, dass Berlin weltweit als Metropole wahrgenommen wird«, fügte Müller hinzu.
»Für mich war und bleibt die Zeit im Jüdischen Museum in Berlin mit die reichste und befriedigendste meines Lebens«, sagte Blumenthal in seiner Dankesrede. Das Projekt sei jedoch nur möglich gewesen, »weil es eben in Berlin war, in diesem neuen, toleranten und schönen Berlin des 21. Jahrhunderts«.
integration Blumenthal ergänzte, dass jedoch auch in einer internationalen und toleranten Stadt gelernt werden müsse, die Vielfalt der Bürger zu feiern und zu fördern. »Die Integration von Migranten und das Verhältnis zu und zwischen den Minderheiten muss höchste Priorität für Berlin haben«, sagte der Geehrte.
Er selbst sei jahrelang überzeugt gewesen, dass ihn nichts mehr mit seiner ersten Heimatstadt verbinde oder je wieder verbinden könnte, sagte Blumenthal. Mit Blick auf seine 117 Vorgänger als Ehrenbürger fügte er hinzu: »Denn ich bin vielleicht der Einzige, der einst erst ausgebürgert wurde und von hier fliehen musste.« Schritt für Schritt habe ihn die Stadt seiner frühesten Kindheitserinnerungen aber wieder in ihren Bann gezogen.
W. Michael Blumenthal war 1926 im brandenburgischen Oranienburg zur Welt gekommen. Wenig später zog die Familie nach Berlin, von wo sie 1939 vor den Nazis nach China floh. 1947 emigrierte Blumenthal in die USA und wurde dort unter anderem Wirtschaftsprofessor und US-Finanzminister. epd