Architektur

Memorial an der Record Street

Wenn Europäer an Dallas denken, fallen ihnen zunächst die Kennedy-Ermordung, die Ewings-Familie und vielleicht noch Dirk Nowitzki ein. Die wenigsten wissen, dass in der texanischen Millionenstadt auch eine der interessantesten Holocaust-Gedenkstätten in der Neuen Welt steht. Das »Dallas Holocaust Museum« will nun einen Neubau errichten, um angesichts stetig steigender Besucherzahlen expandieren zu können. 2014 kamen rund 65.000 Interessierte, etwa die Hälfte davon Schüler.

Zugleich erweitert das Museum auch seinen Fokus. Mary Pat Higgins, die Leiterin des Hauses, möchte den Schwerpunkt zwar weiterhin auf »den Erhalt von Dingen, die vom Holocaust übrig geblieben sind und ihn illustrieren«, legen. Aber die pädagogische Arbeit wird, wie in vielen Holocaust-Zentren überall auf der Welt, immer wichtiger.

Deshalb will Higgins auch »Völkermord überall auf der Welt« thematisieren, »um Vorurteilen und Hass zu begegnen«, zumal Dallas das einzige Holocaust-Museum der Welt ist, so seine Chefin, das sich auch mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung beschäftigt. Der etwas sperrige Name »Dallas Holocaust Museum/Center for Education and Tolerance« gibt diesen Anspruch wider.

spenden Seit 2005 residiert die texanische Institution in einem 600 Quadratmeter großen Gebäude zwischen Ross Avenue und Houston Street. Das neue Grundstück an der Record Street liegt gegenüber und wurde bereits gekauft. Für das Budget für den eigentlichen Bau werden noch Spenden gesammelt. Die ersten größeren Beträge sind bereits eingegangen.

Für den Bau verantwortlich zeichnet das Architekturbüro Omniplan, das sich bei einem Wettbewerb mit einem Entwurf durchsetzte, der, so Mary Pat Higgins, »wie ein Handschuh zu der Sammlung passt«. Das Architekturbüro war 1956 von George Harrell und EG Hamilton gegründet worden und ist für Büro- und Einkaufszentren und Universitäten bekannt. Omniplans Entwurf sieht ein Tragwerk aus Beton mit einer rostigroten Corten-Stahl-Verkleidung als Fassade vor.

Das U-förmige Gebäude, das sich über zwei Straßenblocks erstreckt, umschließt auf drei Seiten einen Hof. Es bietet Raum für die Dauer- und Wanderausstellungen, ein Auditorium, ein Foyer, einen Andachtsraum, einen Seminarraum, eine Bibliothek mit Archiv und Büros. Der architektonische Entwurf beschreibt eine »Reise« – dramaturgisch gesteigert durch »das Narrativ der Erfahrungen der Opfer und Überlebenden«, so die Architekten.

überlebende Das Museum war 1977 von 125 texanischen Überlebenden der Organisation »Holocaust Survivors in Dallas« gegründet worden. Sieben Jahre später wurde im Jewish Community Center im Norden der Stadt das »Dallas Memorial Center for Holocaust Studies« eröffnet.

Zu den bekanntesten Ausstellungsstücken gehört ein Bahnwaggon aus Belgien, der zur Deportation in die Ghettos und Lager benutzt wurde. Im Gedenkraum erinnern Plaketten an den Wänden an die Namen von ermordeten Familienangehörigen. Das Museum bietet Führungen an, die von Überlebenden geleitet werden. Eile ist bei dem Neubau-Projekt geboten, denn Higgins möchte es einweihen können, bevor diese letzten Überlebenden sterben.

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025