Internet

Meine Mails, meine Tweets, meine Posts

Eigentlich gilt es als Ausdruck profunder Eitelkeit: Ego-Googeln – also den eigenen Namen in die Internet-Suchmachine Google einzugeben. Dabei gehört das Googeln nach sich selber zu den wichtigen Sicherheitsmaßnahmen, die man ohne viel Aufwand selbst betreiben kann. Jeder, der im Internet unterwegs ist, sollte sogar von Zeit zu Zeit checken, was im Internet, öffentlich für alle sichtbar, über ihn oder sie zu erfahren ist.

Ist man mit dem Ergebnis unzufrieden, weil etwa zu viele private Details zu finden sind, kann man dies außerdem relativ einfach ändern – indem man zum Beispiel die Einstellungen bei Portalen wie Facebook so einstellt, dass nur noch bestimmte Freunde die persönlichen Informationen sehen können. Damit ist es dann auch Suchmaschinen wie Google nicht mehr möglich, auf Einträge zuzugreifen, da sich die Daten nun hinter einem Passwort verstecken.

verzettelt Doch dann kommt dieser Moment, in dem man zwar noch genau weiß, dass man von irgendjemandem eine wichtige Telefonnummer zugeschickt bekommen hat, sich aber nicht mehr daran erinnern kann, wer genau der Absender war. Und wo man die Nachricht erhielt. Handelte es sich um eine Facebook-Message oder vielleicht doch um eine E-Mail und wenn ja, unter welcher Mailadresse könnte sie nun stecken?

Bei der Suche nach der verloren gegangenen Information hilft Google ganz sicher nicht weiter. Das dachte sich auch der 19-jährige Israeli Daniel Gross. Gerade mit der Schule in Jerusalem fertig, schob er Ende 2009 vor seinem Armeedienst ein dreimonatiges Praktikum bei dem kalifornischen Startup-Inkubator »Y Combinator« ein. In so einem »Inkubator« sitzen Menschen in Büros zusammen und versuchen, per Brainstorming Geschäftsideen zu entwickeln.

Ein Großteil von Gross’ Zeit in Kalifornien verlief nicht besonders erfolgreich. Die Idee, mit der er sich dort beworben hatte, war eine Mischung aus sozialem Netzwerk und Ebay – also praktisch eine Art Facebook mit Auktionen. Mit der Konzeption kam man nicht weiter, und auch ein zweiter Vorschlag erwies sich als wenig praktikabel. Und so kam es, dass die Idee zu »Greplin« erst 48 Stunden vor dem Ende der drei Monate geboren wurde – gerade noch rechtzeitig, um einen Prototyp, also eine einfache Demo-Version fertig- und vorzustellen.

datenschutz Greplin sollte – so dachte sich Daniel Gross – einfach eine persönliche Suchmaschine sein. Und genauso präsentierte Gross seine Idee auch: »Es ist wie Google, nur für eure eigenen Sachen.« Dabei gibt man bei Greplin gar nicht seine Passwörter ein. Will man, dass der Webdienst auf Facebook zugreifen kann, so klickt man einfach das entsprechende Kästchen an, bekommt dann einen Login des sozialen Netzwerks und kann dort bejahen, dass dieses Konto bei Greplin die persönlichen Daten abrufen darf – das funktioniert genauso wie bei den zahlreichen Facebook-Spielen.

Natürlich ist dieses Prinzip etwas aufwendiger, als Google zu benutzen. Denn da die eigenen Daten im Spiel sind, geht ohne eigenes Benutzerkonto bei Greplin gar nichts. Meint man es mit dem Schutz der persönlichen Daten ernst, sollte man das jedoch nicht weiter schlimm finden – schließlich möchte man gar nicht alle Daten für jedermann sichtbar machen. Und immerhin: Der Anmeldeprozess und das Abfragen der nötigen Informationen brauchen nicht lange.

Und so ist dann auch eine Telefonnummer schnell gefunden, für deren Suche man vor Greplin Stunden gebraucht hätte, als man alle seine Nachrichten selbst durchwühlen musste. Bei Gross’ Erfindung geht das ganz einfach: Suchbegriff eingeben, einen kurzen Moment warten, und schon hat man das Ergebnis. Termine tauchen wieder auf, ohne dass man sich überhaupt fragen muss, wo man sie bekommen und wo man sie abgelegt hat. Einmal angemeldet, ist Greplin so unkompliziert zu benutzen wie Google, nur dass Dritte nicht an persönliche Informationen kommen.

kapital »Greplin« ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus dem Namen des alten Unix-Programms »grep«, mit dem man schnell und einfach Textdateien auf dem Computer durchsuchen kann, und der letzten Silbe von »Zeppelin«. In der Basisversion ist Greplin kostenlos. Mit ihr kann man schon die Seiten von GoogleMail, Google Documents – das ist das kostenlose Online-Office von Google –, Googles Kalender, Twitter, Dropbox, LinkedIn und Facebook durchsuchen.

Will man auch bei Yammer, Google Apps und Evernote suchen, so muss man ein Premium-Paket käuflich erwerben. Aber in der Basisversion sind die verbreitetsten Dienste ja schon enthalten, die Premiumversion dürfte damit von den wenigsten wirklich benötigt werden.

Beeindruckend ist, dass Daniel Gross mit 19 Jahren und ohne irgendwelche Studienerfahrung für sein Projekt um die fünf Millionen Dollar Kapital bekommen hat. Unter den Finanziers sind einige bekannte Namen der Internetbranche, unter anderem der technische Leiter von Facebook, Bret Taylor, und der Erfinder von GoogleMail, Paul Buchheit.

Die israelische Armee ist über Daniel Gross’ Erfolg allerdings nicht so glücklich. Schließlich ist er nicht zu seinem Einberufungstermin erschienen und das schon seit 15 Monaten. Wenn er nach Israel zurückkehrt, wird er sich den zuständigen Behörden stellen müssen.

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