Hommage

Mein Berlin

Berlin ist wie ein Mensch, der zu neuem Leben erwacht ist: Niva Yosef Foto: Stephan Pramme

Teil 1: Ankunft im Café mit Sprachgewirr

Ich bin zum dritten Mal in Berlin. Zuletzt habe ich die Stadt im Sommer 2006 besucht, während Israel und Libanon im Krieg waren. Eben war ich noch in Tel Aviv, hörte Nachrichten über Kämpfe und Konfrontationen – und einen Tag später war ich in Kreuzberg. Einem Bezirk, über den ich schon so viel gehört hatte. Eine bunte Szene zwischen Boheme und
türkischen Kaffeestuben.

Vier Jahre später begrüßt mich Berlin nach einer 20-stündigen Busfahrt von London mit viel Sonne und einem sanften Lächeln. Ich wohne im Bezirk Friedrichshain und sobald ich in die Nähe der Warschauer Straße komme, ist es wieder da: Mein Berlin – viele Graffitis, Frühstückscafés, in denen junge Pärchen sitzen. Vielleicht sind sie Touristen, vielleicht auch aus dem Ausland, so wie ich. Aber das ist egal, denn Berlin heißt jeden willkommen.

Ich frage mich, was Berlin von Städten wie Wien oder Paris unterscheidet. Vielleicht das: Berlin ist wie ein gebrochener Mensch der im Laufe der Jahre wieder stärker geworden und zu neuem Leben erwacht ist. Die lange und bewegende Geschichte, die Teilung der Stadt und ihr Zusammenwachsen haben Spuren hinterlassen. Mit einem guten Kaffee gestärkt, mache ich mich auf den Weg durch diese Stadt. Während meine Freunde in Tel Aviv schwitzen, begleiten mich angenehm warme Sonnenstrahlen durch Friedrichshain. Wie viele Sprachen ich auf meinem Weg höre: English, Französisch, Russisch und noch mehr Hebräisch. Wann immer ich auf Israelis treffe, erfahre ich, dass sie nicht nur als Touristen die Stadt erkunden, sondern hier leben, arbeiten oder studieren. Auch sie haben sich in die Stadt verliebt. Viele Künstler lassen sich hier nieder, weil sie das junge, das selbstbewusste und zugleich schüchterne Berlin entdecken möchten. Oder, weil sie, wie ich, vielleicht einfach im Liegestuhl in der Nähe der Museumsinsel sitzen und entspannen.

Ich denke an den Strand von Tel Aviv – dort muss man die Stühle mieten – und auch dort sitzen viele junge Menschen zusammen. Nur die Aussicht ist eine andere. Hier in Berlin sehe ich nicht den Horizont, aber das Pergamonmuseum, das im Wasser zu versinken scheint. Ich denke an ein kurzes Gespräch mit einer Frau im Bus. Sie erzählt mir von einem kleinen Puppentheater im Prenzlauer Berg. Dort spielen sie »Orpheus in der Unterwelt«. Das muss ich sehen.

Niva Yosef lebt und arbeitet als Schriftstellerin in Tel Aviv. Ihr Buch »Café betam Europa – Café mit europäischem Geschmack« erschien 2008. Im zweiten Teil wird sie vom Puppentheater überrascht, begegnet Musikern aus Tel Aviv und nähert sich dem Holocaustmahnmal.

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025

Berlin

»Sind enttäuscht« - Berlinale äußert sich zu Antisemitismus-Skandal

»Beiträge, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, überschreiten in Deutschland und auf der Berlinale eine rote Linie«, heißt es in einer Erklärung des Festivals

von Imanuel Marcus  19.02.2025