Recherche

Veranstalter beenden Zusammenarbeit mit Nizar

In der Kritik: Nizar (Archiv) Foto: imago images/Jan Huebner

Eine Sprecherin des Hessischen Rundfunks (hr) hat gegenüber der Jüdischen Allgemeinen erklärt, der Sender habe eine mit dem Stand-up-Comedian Nizar für den Herbst geplante Zusammenarbeit wieder abgesagt. Dies sei in Reaktion auf seine Show »Shitstorm« vom Juni dieses Jahres geschehen.

In dieser bedient sich der gebürtige Bonner verschiedener antisemitischer Vorurteile, etwa dem vom geldgierigen und hinterhältigen Juden. Er erklärt, die Juden hätten »die ultimative Macht« und könnten sich alles erlauben, da sie seit dem Holocaust niemand mehr zu kritisieren wage.

Die Juden haben »die ultimative Macht« und können sich alles erlauben, behauptet Nizar in seiner Show.

Der gebürtige Bonner relativiert seine Aussagen während der Show wiederholt mit Sätzen wie »Ich mache nur Spaß« und betont, er habe eigentlich nichts gegen Juden. Diese Erklärung reichte offenbar einigen TV-Sendern und Veranstaltern von Comedy-Auftritten nicht: Nizar erhielt mehrere Ausladungen.

Haltung Neben dem hr sagte auch die Stadthalle Rheine einen geplanten Auftritt von dem Comedian wieder ab und erklärte, sich »ganz klar« von den »antisemitischen Äußerungen des Comedian Nizar« zu distanzieren. Nach Bekanntwerden dieser Äußerungen habe man sich »sofort dafür entschieden, den Künstler aus dem Programm zu nehmen und aus allen Medien der Stadthalle zu entfernen«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch der Düsseldorfer Veranstalter zakk hat einen bereits geschlossenen Vertrag mit der Agentur Nizars »unverzüglich gekündigt«, nachdem man das aktuelle Programm des Comedians gesichtet habe. Aufgrund seiner »klaren Haltung gegen Antisemitismus« habe sich der Veranstalter zu diesem Schritt veranlasst gesehen.

»Antisemitismus hat bei uns keinen Platz.«

SAT1.-Sprecher

In der Vergangenheit hatte Nizar Auftritte bei verschiedenen TV-Sendern. Ein Sprecher von SAT.1 erklärte auf Anfrage dieser Zeitung, mit Nizar seien keine weiteren Auftritte geplant gewesen und der Comedian werde künftig nicht mehr bei dem Sender auftreten. »Antisemitismus hat bei uns keinen Platz«, so der Sprecher. Im November 2018 war Nizar in der SAT.1-Show »Richtig witzig!« einer der Gäste gewesen. Dabei sei es zu keinen antisemitischen Äußerungen gekommen, betonte der Sprecher.

Im Frühjahr 2021 hatte Nizar zudem einen Auftritt im ZDF-Format »Lunchtime Punchline«. Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Comedian ist laut einer ZDF-Sprecherin »zurzeit nicht geplant«.

Anfrage Weder Nizar noch sein Management haben auf eine erste Anfrage der Jüdischen Allgemeinen vom 19. Juli geantwortet. Stattdessen wandte sich der Comedian vergangene Woche in einer Videobotschaft an die Jüdische Allgemeine, die er in den Sozialen Medien teilte. »Reden Sie mit mir persönlich«, verlangt er darin, anstatt »hinten rum Welle zu machen«.

Unter dem Video finden sich zahlreiche antisemitische Hasskommentare von Usern. Einer behauptet, die meisten Journalisten »werden von Zionisten bezahlt«, ein anderer spricht von einer »Drecks Community, die im Hintergrund versuchen Künstlern … Steine in den Weg zu legen«, und die sich »in Zukunft warm anziehen« müsse.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Einer erneuten Bitte um Stellungnahme kam Nizar abermals nicht nach. Bislang hat sich der Comedian weder von seiner Show »Shitstorm« noch den antisemitischen Kommentaren einiger seiner Fans distanziert.

Dessau/Osnabrück

Ins Exil und an den Broadway

Kurt Weill hat so viel mehr zu bieten als die »Dreigroschenoper«. Sein Geburtsland brauchte indes lange, um ihn auch als US-Amerikaner zu entdecken

von Roland Juchem  28.02.2025

Film

»Das kostbarste aller Güter«: Bewegender Animationsfilm über den Holocaust

Michel Hazanavicius ist eher für Komödien bekannt. Nun hat sich der Oscar-Preisträger (»The Artist«) in neue und schwierige Gefilde gewagt - mit viel Fingerspitzengefühl und emotionaler Tiefe

von Sabine Glaubitz  28.02.2025

Kolumne

Shkoyach!

Von Büchern und sicheren Häfen oder Wer sich an welchem Strand in Tel Aviv tummelt

von Eugen El  27.02.2025

Bayern

Maximale Transparenz?

In München debattierte der Landtag über Vorwürfe, der Freistaat verheimliche im großen Stil NS-Raubkunst in seinem Besitz

von Michael Thaidigsmann  27.02.2025

Meinung

NS-Raubkunst: Eine bayerische Farce

Die Staatsgemäldesammlung Bayerns soll große Raubkunstbestände verheimlicht haben. Unser Autor ist ein Nachfahre des jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim - und erhebt schwere Vorwürfe gegen den Freistaat

von Michael Hulton  27.02.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. Februar bis zum 7. März

 27.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Neues aus der Jüdischen Welt

von Katrin Richter  27.02.2025

Zahl der Woche

400

Fun Facts & Wissenswertes

von Katrin Richter  27.02.2025

Biopic

Nölend zum Erfolg

James Mangold zeigt die Metamorphose des jungen Bob Dylan zum Superstar

von Martin Krauss  27.02.2025