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Musik

Mehr als über Schnulzen plaudern

Freundlich, aber hartnäckig: Oliver Polak Foto: picture alliance / SvenSimon

Oliver Polak ist als Stand-up-Comedian und als Autor für gut kalkulierte Grenzüberschreitungen bekannt. Eine ganz besondere Begabung ist bei ihm jedoch die Gesprächsführung. Freundlich im Ton, aber renitent in der Sache bringt er seine Gesprächspartner dazu, Verwundungen offenzulegen, die intime Fragen zutage fördern. Ganz nach dem Motto des 1981er-Politschlagers der Gruppe »Bots«, »Das weiche Wasser«, das ja bekanntlich den Stein bricht.

Um Schlager geht es auch bei Polaks Schlagertalk, dem jüngsten Projekt des 47-Jährigen. Zu hören ist es in der Mediathek des Deutschlandfunks und den üblichen Podcast-Portalen. In sechs Folgen von je 45 Minuten spricht Polak Woche für Woche mit den unterschiedlichsten Protagonisten dieser deutschesten aller Unterhaltungsformen. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren drei erschienen: Kerstin Ott, Roberto Blanco und Roland Kaiser. Es folgen Marianne Rosenberg, Beatrice Egli und Nino de Angelo.

»Was ist Schlager?« – »Das sind Lieder, die populär sind«

Die erste, stets gleiche Frage ist bereits eine, an der die meisten Protagonisten scheitern: »Was ist Schlager?« Die einzig wirklich analytische Antwort kommt von Roland Kaiser: »Das sind Lieder, die populär sind.« Das stimmt. Dass ein Hit auch von Emotionen überzuckert sein darf, erzählt der gebürtige Berliner im Verlauf des Gesprächs noch, aber der Reihe nach.

Die beginnt mit Kerstin Ott, der 42-jährigen Sängerin, die mit einem Lied über eine unglückliche Freundin, »Die immer lacht«, einen Mega-Erfolg erzielte. Jetzt hat Ott gut lachen. Dass dies nicht immer so war, schildert sie ebenso freimütig, wie Polak sie feinsinnig danach fragt. Ob es ihre beschwerliche Kindheit bei strengen Pflegeeltern ist, die spätere Spielsucht – und die frühe Gewissheit, lesbisch zu sein, aber dies erst Jahre später thematisieren zu können.

All diese, teils wirklich intimen Details fördert Polaks behutsame Gesprächsführung ungezwungen zutage. Das gilt auch für Roberto Blanco. Das Gespräch beginnt mit einer Pointe, wie sie nur das Leben schreibt. Kaum läuft die Unterhaltung, meldet sich Blancos Handy mit einem Anruf: Es ertönt »Ein bisschen Spaß muss sein«. Blanco sagt: »Das ist der Ex-Manager von Tony Marshall« und geht ran.

Stets gut gelaunt ist der 86-Jährige. Nur beim Thema, inwieweit er unter Rassismus gelitten habe, kommt es zum Disput. Blanco lehnt jegliche Debatte darüber vehement ab – seit Jahrzehnten. Obwohl seine erste Platte »Ob schwarz, ob weiß« 1958 doch von Rassismus handelte. Aber Polak insistiert freundlich so lange, bis immerhin deutlich wird, warum der gern in die Ecke des tumben Stimmungssängers gestellte Blanco beim Thema Rassismus zumacht: aus Selbstschutz.

»Wir haben heute im Schlager keinen reflektierten Zeitgeist«

Roland Kaiser wiederum geht eher empirisch an den Schlager heran. »Wir haben heute im Schlager keinen reflektierten Zeitgeist.« Dafür plaudert er aus, wie aus »Santa Maria«, seinem einstigen Lied auf Columbusʼ Schiff, die Verführungsschnulze schlechthin wurde. Sein Musikverleger Meisel ließ die ursprüngliche Version einstampfen und forderte einen neuen Text. Nach ein bisschen Rotwein hätten er und sein Kollege »angefangen, an allen Ecken und Enden zu übertreiben«. Am nächsten Tag präsentierten sie den Text – und Meisel fand ihn »riesig«: »Diesen Spaß singst du jetzt.«

Derlei und noch viel mehr Vergnügliches wie Erstaunliches findet sich in Polaks Schlagertalk.

»Polaks Schlagertalk« ist in der Mediathek des Deutschlandfunks und den üblichen Podcast-Portalen zu hören.

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