In seinem erfolgreichsten Film Anatevka, auch bekannt unter dem Originaltitel The Fiddler on the Roof, heißt er im Vorspann einfach nur Topol. Der Milchmann Tewje, der im Dorf Anatevka im Zarenreich seine Töchter an den Mann zu bringen versucht, wurde zu seiner Paraderolle.
Als Chaim Topol wurde der Schauspieler 1935 in Tel Aviv geboren, und er begann seine schauspielerische Karriere zunächst beim Militärtheater. Schon 1961 gründete er seine eigene Theatertruppe, drei Jahre später gelang ihm in Israel auch der Durchbruch im Kino. Ephraim Kishon gab ihm die Hauptrolle in Sallah – oder: Tausche Tochter gegen Wohnung.
Anatevka Aber es war das Musical Anatevka, das Topol bereits am West End und am Broadway gespielt hatte und das ihn weltberühmt machte. Für die Verfilmung besetzte Regisseur Norman Jewison den erst 35 Jahre alten Israeli, der dafür eine Oscarnominierung erhielt. Später tourte Topol fast sein ganzes Leben lang als Tewje durch die Welt. Nach eigenen Angaben will er das Stück mehr als 3500-mal gespielt haben, zuletzt 2009.
Nur nach Deutschland kam Chaim Topol nicht. Dieses Land werde er nie besuchen, erklärte er in Interviews. Es ist nicht das einzige politische Statement, das er gegeben hat. Wenn er nun mit dem begehrten Israel-Preis ausgezeichnet wird, bekommt ihn ein Künstler, der ganz bewusst seit über zehn Jahren keine Filme mehr in seinem Heimatland dreht. Die dortigen Filme findet er meist zu israelfeindlich. Dafür gebe er nicht seinen guten Namen her.
Weniger Probleme hatte Chaim Topol damit, 1980 in einem so überdimensionierten B-Picture wie Flash Gordon mitzuwirken, das vor allem dadurch bekannt wurde, dass Queen die bombastische Filmmusik schrieb. Im Film mimt Topol Dr. Hans Zarkov, einen durchgeknallten Erfinder. Und so hat es Topol wie so viele ausländische Schauspieler nach einem Riesenerfolg in Hollywood nur zu kleineren Nebenrollen geschafft. Dazu gehörte auch der James-Bond-Film In tödlicher Mission, in dem er den Schmuggler Milos Columbo verkörpert.
Pearl Harbor Zu seinen besseren Rollen gehört ein Auftritt in der ABC-Fernsehserie Der Feuersturm mit Robert Mitchum. Darin geht es um eine amerikanische Familie in Europa vom Kriegsbeginn gegen Polen 1939 bis zum Angriff auf Pearl Harbor. Richtig gut war Chaim Topol dann in der niederländischen Produktion Kalmans Geheimnis von Jeroen Krabbé.
In dem Film, der 1998 in die Kinos kam, führte der Schauspieler Krabbé erstmals Regie und übernahm eine wichtige Nebenrolle als orthodoxer Vater. Topol spielt einen von dessen besten Freunden, den er als liebenswerten, klugen Mann verkörpert.
Auch wenn Topol als Schauspieler vor allem im Ausland arbeitete, hat er immer auch in Israel gelebt, sich Zeit für Familie und Freunde genommen. Dass er mit einer einzigen Rolle so berühmt wurde, stört ihn nicht. Im Gegenteil. Stolz erwähnt er immer wieder, dass rund eine Milliarde Zuschauer Anatevka gesehen hat.
Und so ist die Wortwahl der Jury für den neuen Israel-Preisträger zumindest in Teilen nachvollziehbar: Er habe die Welt auf den noch jungen Staat Israel aufmerksam gemacht und dessen Filmbranche gefördert, heißt es in der Begründung.