Medien

MDR entschuldigt sich bei Michael Wolffsohn

Der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn Foto: imago

Medien

MDR entschuldigt sich bei Michael Wolffsohn

Der Historiker fühlte sich nach Hörfunkinterview zu »Juden in der AfD« falsch zitiert

 06.10.2018 21:23 Uhr

Eine Online-Meldung des MDR zu einem Rundfunkinterview mit dem Historiker Michael Wolffsohn zur geplanten Gründung der Vereinigung »Juden in der AfD« hat für erhebliche Irritation gesorgt. Im Interview mit dem Nachrichtenradio »MDR aktuell« wurde Wolffsohn am Freitag gefragt, warum Juden in der AfD eine politische Heimat finden könnten.

In seiner Analyse verwies der Historiker unter anderem darauf, dass sich ein Teil der Juden in Deutschland »in Bezug auf ihre physische Sicherheit« von traditionellen Parteien allein gelassen fühlen. Im Onlinetext des MDR hieß es anschließend, Wolffsohn könne »nachvollziehen«, warum Juden in der AfD seien. Das sei falsch, so Wolffsohn, er habe ausschließlich analysiert, »nicht bewertet oder gar begrüßt«.

Entschuldigung Inzwischen hat der MDR den Text geändert, auf der Website erscheint ein Hinweis der Redaktion, dass in einer früheren Version der Zusammenfassung des Interviews der falsche Eindruck erweckt worden sei, Wolffsohn würde die Mitgliedschaft von Juden in der AfD begrüßen.

»Dies war nach dem Wortlaut des Gesprächs falsch, in dem er nicht politische Sympathien bewertet, sondern analysiert hatte, warum auch manche deutsche Juden für die AfD sein könnten«, betonte der MDR.

Der Sender habe sich unterdessen »in aller Form und ohne Wenn und Aber« bei ihm persönlich entschuldigt, sagte Wolffsohn der »Jüdischen Allgemeinen«.

In dem Interview mit dem MDR hatte Wolffsohn auch erwähnt, dass die meisten Attacken gegen Juden in Deutschland wie auch in anderen Ländern von Muslimen ausgeübt würden. Er sprach über »die Wahrnehmung einer jüdischen Teilgruppe«, die eine »muslimische Gefahr« erkennen würden. Selbstverständlich, so Wolffsohn weiter, gelte, dass nicht alle Muslime Mörder, aber dass die meisten Gewalttäter gegen Juden Muslime sind.

Augstein Auf dem Nachrichtendienst Twitter hat der Journalist und Verleger Jakob Augstein nun auf den MDR-Text und das Interview verwiesen und geschrieben: »Jeder Muslim ein ›potentieller Mörder von Juden‹ ??? Dieser Mann ist wirklich ein schlimmer Rechts-Hetzer.«

Dazu Michael Wolffsohn im Gespräch mit dieser Zeitung: »Die Meinungsfreiheit ist gottlob grundgesetzlich geschützt, nicht aber Lügen.« Er habe im Interview mit dem MDR ausdrücklich hervorgehoben, dass selbstverständlich eben nicht alle Muslime potentielle Judenmörder seien. »Das zu behaupten, wäre Wahnsinn und eine Lüge.« Augstein unterschlage wissentlich das alles entscheidende Wort »nicht«.

Unterdessen hat auch die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) in einem Tweet die MDR-Meldung kommentiert. Sie schrieb unter anderem, dass Wolffsohn Hass gegen Flüchtlinge und Muslime verbreite: »Die große Gefahr für ihn sind Muslime. Very sad.« Wolffsohn reagierte darauf empört, »dass eine Staatssekretärin, ohne nachzuhören, die Augstein-Lüge weiter verbreitet und mich diffamiert«. Seit Jahren engagiere er sich mit viel Herzblut und Geld für deutsch-jüdische-muslimische Projekte. »Das weiß Frau Chebli genau.« ja

www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/wolffsohn-juden-afd-100.html

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  25.04.2025

100 Jahre "Der Prozess"

Was Kafkas »Der Prozess« mit KI und Behörden-Wirrwarr gemeinsam hat

Seine Liebesworte gehen auf TikTok viral. Unheimlich-groteske Szenen beschrieb er wie kein Zweiter. In Zeiten von KI und überbordender Bürokratie wirkt Franz Kafkas Werk aktueller denn je - eben kafkaesk

von Paula Konersmann  25.04.2025

Reykjavik

Island fordert Ausschluss Israels vom ESC

Das Land schließt sich damit der Forderung Sloweniens und Spaniens an. Ein tatsächlicher Ausschluss Israels gilt jedoch als unwahrscheinlich

 25.04.2025

Popkultur

Israelfeindliche Band Kneecap von zwei Festivals ausgeladen

Bei Auftritten verbreiten die irischen Rapper Parolen wie »Fuck Israel«. Nun zogen die Festivals Hurricane und Southside Konsequenzen

von Imanuel Marcus  25.04.2025

Berlin/Brandenburg

Filmreihe zu Antisemitismus beim Jüdischen Filmfestival

Das Festival läuft vom 6. bis 11. Mai

 25.04.2025

Fernsehen

Ungeschminkte Innenansichten in den NS-Alltag

Lange lag der Fokus der NS-Aufarbeitung auf den Intensivtätern in Staat und Militär. Doch auch viele einfache Menschen folgten der Nazi-Ideologie teils begeistert, wie eine vierteilige ARD-Dokureihe eindrucksvoll zeigt

von Manfred Riepe  24.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Imanuels Interpreten (8)

Carly Simon: Das Phänomen

Die Sängerin und Songschreiberin mit jüdisch-deutschem Familienhintergrund führt ein aufregendes, filmreifes Leben – Verbindungen zu einer singenden Katze, einem rollenden Stein, zu Albert Einstein und James Bond inklusive

von Imanuel Marcus  24.04.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus  24.04.2025