Topp, die Wette gilt! Massel, der Geist, der fürs Glück sorgt, fordert seinen Widersacher Schlamassel, den Herrn des Pechs, heraus: »Ich wette, dass dir keine einzige Methode einfällt, etwas Schönes, das ich zustande gebracht habe, zu zerstören.«
Man kennt das Motiv aus dem Buch Hiob oder Goethes Faust. In der Kindergeschichte Massel und Schlamassel geht es weniger klassisch, dafür komisch zu. Sie stammt von dem Jiddisch schreibenden Literaturnobelpreisträger Isaac B. Singer (1904-1991). Der musste anfangs von seinen Lektoren geradezu gezwungen werden, Kinderliteratur zu schreiben, weil er meinte, dass ein richtiger Schriftsteller so etwas nicht mache. Singer tat es dann doch, mit großem Können. Beim Lesen meint man, den Autor erzählen zu hören, weshalb seine Kindergeschichten ausgesprochen guter Vorlesestoff sind.
glückskind Es lohnt sich also, am Dienstag, den 8. Februar um 13.30 Uhr, und eine Woche später zur gleichen Zeit Deutschlandradio Kultur einzuschalten, wenn in der Kindersendung Kakadu der Schauspieler Johannes Steck Massel und Schlamassel als Zweiteiler in Szene setzt, einen »Himmel so blau wie das Meer und das Meer so blau wie der Himmel« vor uns ausbreitet und Glück und Pech gegeneinander antreten lässt. Versuchskaninchen dabei ist der bitterarme Tam, der in einer Hütte haust, in der »Blätterpilze an den unverputzten Wänden wuchern«, bis Massel ihm unter die Arme greift und Tam eine Karriere hinlegt, die ihresgleichen sucht. Eine Prinzessin als Braut wird ihm versprochen, wenn er »eine Löwin findet, sie melkt und dem kranken König die Milch bringt«.
Das kriegt Tam hin und zwar mit links. Doch als er dann vor den König tritt, hat Schlamassel offenbar seine Finger im Spiel, denn der Held spricht stolz: »Majestät, ich bringe Euch das, wonach Ihr mich ausgesandt habt: die Milch einer Hündin.« Wie Tam mit Massel aus dem Schlamassel wieder ‹rauskommt – das sollte man sich anhören.
»Massel und Schlamassel« von Isaac B. Singer. Deutschlandradio Kultur, dienstags, 8. und 15. Februar, 13.30 Uhr