Schluss mit dem Rauchen, ich werde damit aufhören!» Gerade zu Beginn des neuen Jahres verkünden viele Zigarettenjunkies, ihrer Sucht nun für immer Lebewohl sagen zu wollen. Doch was helfen die besten Vorsätze, wenn der Wille schwach bleibt? Viele greifen dann zu Hilfsmitteln wie Nikotinpflastern oder hoffen, mittels Akupunktur ihre Entzugserscheinungen irgendwie in den Griff zu kriegen, meist jedoch ohne Erfolg. Wer eine Schachtel und mehr am Tag raucht, dem fällt das Aufhören ganz besonders schwer.
Schließlich ist Nikotin ein äußerst heimtückisches und gefährliches Nervengift, das eigentlich dem Schutz der Tabakpflanze vor Insekten dient. Es erzeugt sehr rasch eine starke Abhängigkeit und ist daher von seinem Suchtpotenzial durchaus mit Heroin zu vergleichen. Kein Wunder, dass Raucher mit einem hohen Tabakkonsum besonders große Probleme haben, die Finger endgültig vom Glimmstengel zu lassen. Wer deshalb Hilfe beim Entwöhnen sucht, sollte sein Augenmerk jetzt auf einen ganz neuen Therapieansatz aus Israel richten. Magnetstimulation lautet das Zauberwort.
Nikotin«Durch diese nichtinvasive Methode können wir das Verlangen nach Nikotin und damit den Drang zur nächsten Zigarette deutlich reduzieren», erläutert Abraham Zangen. «Die Stimulation bestimmter Regionen im Gehirn, die in Verbindung mit der Nikotinsucht stehen, kann helfen, die bestehende Abhängigkeit zu reduzieren», so der Neurowissenschaftler von der Ben-Gurion-Universität in Beer Sheva, «oder sogar ganz aufzuhören.»
Denn wer Nikotin inhaliert, manipuliert damit sein Belohnungssystem im Gehirn. Innerhalb weniger Sekunden gelangt das Gift via Blutkreislauf dorthin und dockt an speziellen Rezeptoren an, die anschließend die verstärkte Ausschüttung des Glückshormons Dopamin bewirken, das auf den Raucher so beruhigend und entspannend wirkt oder seine Konzentration erhöht.
Dopamin Wer aber von heute auf morgen nicht mehr zum Glimmstengel greift, dessen Gehirn schlägt Alarm, weil ihm plötzlich dieser Glücklichmacher Dopamin fehlt. Dann folgen die typischen Entzugssymptome, die sich in einer verstärkten Unruhe bis hin zu gesteigerter Aggressivität oder Depressionen manifestieren können. «Genau dieser Teufelskreislauf aber wird durchbrochen, weil wir unser Augenmerk genau auf das Belohnungssystem richten und seine Mechanismen zu imitieren versuchen», erklärt Zangen.
Für seine Pilotstudie rekrutierte er 115 Personen beiderlei Geschlechts im Alter zwischen 21 und 70 Jahren. Grundvoraussetzungen für eine Teilnahme: Alle Probanden mussten zum Kreis der Heavy User unter den Rauchern zählen und mindestens 20 Zigaretten am Tag konsumieren. Zudem mussten sie alle schon zweimal oder öfter mithilfe von Nikotinpflastern oder anderen Hilfsmitteln erfolglos versucht haben, sich von ihrer Abhängigkeit zu befreien.
Zangen verteilte die Teilnehmer auf drei Gruppen. Die erste wurde zwei Wochen lang fünfmal pro Woche für genau 15 Minuten mit einer Hochfrequenz-Magnetstimulation behandelt, in der dritten Woche reduzierte sich die Zahl der Sitzungen auf drei. Die zweite Gruppe bekam in derselben Taktung eine Niedrigfrequenz-Magnetstimulation. Den Rauchern in der dritten Gruppe sagte man zwar, dass ihr Gehirn in einer Reihe von Sitzungen ebenfalls magnetisch stimuliert werde, in der Realität aber blieben die Geräte ausgeschaltet, sodass ein Placeboeffekt erzeugt wurde.
Testreihen Darüber hinaus wurde vor jeder Therapiesitzung die Hälfte aller Teilnehmer der Pilotstudie mit einem visuellen Reiz konfrontiert, indem jemand aus Zangens Team vor ihren Augen eine Zigarette anzündete und genüsslich ein paar Züge paffte. Danach nahm der Forscher Teile der Großhirnrinde ins Visier und setzte sie einer wiederholten sogenannten transkraniellen Magnetstimulation aus, die ebenfalls bei der Behandlung von Tinnitus, Epilepsie oder Depressionen zum Einsatz kommen kann.
Die besten Resultate erzielte die Gruppe derjenigen, die sowohl dem visuellen Reiz als auch der Hochfrequenz-Magnetstimulation ausgesetzt waren. 44 Prozent überwanden ihre Sucht, mehr als ein Drittel davon dauerhaft. Den übrigen gelang es nachhaltig, ihren Tabakkonsum um durchschnittlich 28 Prozent zu reduzieren.
Der offensichtliche Erfolg der Forscher aus Beer Sheva führte dazu, dass ihr Therapieansatz nun weltweit in 15 medizinischen Zentren mit weiteren Testreihen unter die Lupe genommen wird. «Wenn man die magnetische Stimulation mit Methoden der Nikotinsubstituierung kombiniert, müssten die Resultate sogar noch deutlich besser ausfallen», glaubt der Mediziner Alan Manevitz vom Lenox-Hill-Hospital in New York. Nur auf die Frage, wie es in diesem Kontext mit der häufig bei Ex-Rauchern zu beobachtenden Gewichtszunahme bestellt ist, weiß keiner der Forscher eine Antwort.