Die Berliner Kulturwissenschaftlerin Anna Groß rät den Veranstaltern des Deichbrand-Festivals, am Auftritt des US-Rappers Macklemore festzuhalten. Macklemore, der öffentlich Partei für die Palästinenser ergreift, scheine zwar in Teilen Hamas-Propaganda übernommen zu haben, sagte sie der »Nordsee-Zeitung«. Sie könne sich aber vorstellen, dass ein »in Teilen auch sehr berechtigter und viel zu oft verbotener pro-palästinensischer Protest« im Falle einer Absage »sehr laut« werde.
»Macklemore hat eine ganze Reihe Fans, die ihn gerade wegen seiner politischen Aussagen gut finden«, erläuterte Groß, die zu Antisemitismus in der Jugendkultur im Hip-Hop geforscht hat. Sie empfiehlt den Festival-Veranstaltern, das Konzert mit Diskussions- und Informationsveranstaltungen zu begleiten. Vielleicht könne man sogar den Zentralrat der Juden und jüdische Musikerinnen und Musiker einladen, um deren Stimme zu zeigen. »Und man sollte bei problematischen Songs nochmal genau untersuchen, ob er sie wirklich spielen sollte.«
Am Donnerstag hatte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, den geplanten Auftritt des US-Rappers scharf kritisiert. Der Zentralrat der Juden warnt Jüdinnen und Juden vor dem Besuch des Festivals. Das Deichbrand-Festival wurde 2005 gegründet. Es findet seit 2009 auf dem See-Flughafen Cuxhaven/Nordholz statt und wird jährlich von rund 60.000 Menschen besucht. epd