30 Jahre »The Simpsons«

Lustig, böse, prophetisch

Foto: imago

Paul McCartney, Britney Spears oder Stephen Hawking - sie alle waren schon da. Bekannte Gaststars, abgründiger Humor und ein gnadenloser Blick auf die amerikanische Gesellschaft tragen seit jeher zum weltweiten Erfolg der US-Zeichentrickserie »Die Simpsons« bei.

Schon 30 Jahre lang treibt die fünfköpfige Familie ihr Unwesen in Springfield. Am 17. Dezember 1989 wurde die erste Folge mit Chaos-Vater Homer, Mutter Marge, dem kleinen Flegel Bart, Streberin Lisa und der ewig nuckelnden Maggie in den USA ausgestrahlt. Seitdem haben Zuschauer die Familie in vielen brenzligen Situationen erlebt.

ERFOLG Ursprünglich nur als Pausenfüller für die amerikanische »Tracey Ullman Show« angedacht, ist »Die Simpsons« heute einer der größten TV-Erfolge der Welt und ein Export-Hit. 1991 kündigte eine ZDF-Moderatorin dann auch den Start der Serie in Deutschland mit den Worten »Die Simpsons sind da, verehrte Zuschauer« an.

Neun Monate arbeiten die Macher an einer einzigen Folge.

Schon wenige Jahre wechselte die Serie auf ProSieben, bis heute ihre Heimat. Die Macher haben zahlreiche Auszeichnungen abgeräumt. Ein Ende ist nicht in Sicht, 2019 wurde die Show um zwei weitere Staffeln verlängert.

Neun Monate arbeiten die Macher an einer einzigen Folge. Steht der Plot, wird sie in Südkorea gezeichnet. Wie viele Cartoons leben auch die Simpsons von überzeichneten Klischees. Mittelschicht, Kleinstadt, traditionelle Geschlechterrollen: Die Simpsons sollen eine typisch weiße US-Familie darstellen. Schnelle Szenen, unzählige Anspielungen auf Popkultur und viel Parodie sind die Grundzutaten jeder Folge: Ob die Dschungelszene aus »Apocalypse now«, die mordlüsternen Roboter in »Westworld« oder der Schluss aus von »Einer flog über Kuckucksnest«.

HAARE Warum die weiße Familie gelb statt beige oder fleischfarben gezeichnet wird, hat der Simpsons-Drehbuchautor Mike Reiss in seinem Buch »Springfield Confidential« erklärt. Man entschied sich für Gelb, weil die Kinder keinen Haaransatz haben. Gelb sei ein bisschen wie ein Hautton und ein bisschen wie eine Haarfarbe, schrieb Reiss.

Gelbgesichtig erschienen über die Jahre auch die Cartoon-Alter-Egos einiger Promis in der Show: Der britische Ex-Premier Tony Blair, der Beatle Paul McCartney, Sängerin Britney Spears, die Schauspielerinnen Kim Basinger und Jennifer Garner oder der ausgesprochene »Simpsons«-Fan Stephen Hawking. Oft sprachen sie die Rollen selbst.

Über die Jahre wurden den Simpsons-Schöpfern immer mal wieder hellseherische Fähigkeiten attestiert.

Auch Michael Jackson lieh einer animierten Figur seine Stimme. Als Anfang 2019 jedoch die schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Jackson laut wurden, entschieden die Macher, die Folge nicht mehr auszustrahlen.

TRUMP Über die Jahre wurden den Simpsons-Schöpfern immer mal wieder hellseherische Fähigkeiten attestiert. Das prominenteste Beispiel ist wohl der Wahlsieg Donald Trumps. In der Folge »Barts Blick in die Zukunft« aus dem Jahr 2000 wird Lisa Präsidentin der Vereinigten Staaten und steht vor großen Herausforderungen, weil ihr Vorgänger den Haushalt gegen die Wand gefahren und ihr einen Schuldenberg hinterlassen hat. Fast nebenbei fällt dessen Name: Trump.

Eine Sequenz, in der Homer bei einem Wahlkampfauftritt Donald Trumps auf eine Reise durch dessen Toupet geht, stammt allerdings erst aus dem Jahr 2015. Da war bereits klar, dass der Immobilienmagnat als Präsidentschaftskandidat ins Rennen gehen würde. Seitdem hat es unzählige Referenzen und Witze auf Kosten des New Yorkers gegeben.

Dass die Sendung bis zur Übernahme durch Walt Disney von einem Unternehmen des ausgesprochenen Trump-Unterstützers Rupert Murdoch produziert wurde und in Amerika immer noch auf Fox ausgestrahlt wird, scheint für die Schreiber keinen Maulkorb zu bedeuten. Murdoch selbst kommt in einige Folgen vor - und dabei mal gut, mal weniger gut weg.

KLISCHEES Ihre Namen haben die meisten Charaktere aus dem Familienumfeld von Zeichner Matt Groening. Vater und Mutter des Simpsons-Erfinders hießen Homer und Margaret. Auch seinen ältesten Sohn hat Groening wie den glatzköpfigen Serienvater benannt, der in einem Atomkraftwerk arbeitet und nicht nur dort regelmäßig Katastrophen provoziert.

Rettung kommt oft von der hochintelligenten achtjährigen Lisa. Lisa ist ein Nerd, dabei aber genauso Feuer und Flamme für Umweltschutz, Emanzipation und Vegetarismus wie für Puppen und Ponys. Die Achtjährige bricht mit so manchem Klischee.

Rassismus? Nicht nur US-Amerikanern mit südasiatischen Wurzeln sprach ein  Dokumentarfilmer aus der Seele.

Für andere Charaktere gilt das Kritikern zufolge nicht. Große Wellen schlug 2018 die Doku »The Problem with Apu« (Das Problem mit Apu) von Hari Kondabolu. Die Figur Apu ist US-Amerikaner indischer Herkunft, spricht mit starkem Akzent, betreibt den Kwik-E-Mart in Springfield und ist Vater von acht Kindern. Zu simpel und rassistisch sei diese Darstellung, lautet der Vorwurf Kondabolus. Nicht nur US-Amerikanern mit südasiatischen Wurzeln sprach der Dokumentarfilmer aus der Seele.

HAPPY END Die Serienmacher reagierten. In einer Szene reden Lisa und Marge über »politisch unkorrektes« Verhalten. Die löste allerdings ihrerseits Kritik aus: Mehrere US-Medien und Komiker erklärten, die Serie habe in der Debatte das Ziel verfehlt.

Wie die Serienmacher in künftigen Folgen mit dem Charakter Apu umgehen, bleibt abzuwarten. Am Ende einer Simpsons-Folge jedenfalls steht traditionell ein Happy End.

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025

Berlin

»Sind enttäuscht« - Berlinale äußert sich zu Antisemitismus-Skandal

»Beiträge, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, überschreiten in Deutschland und auf der Berlinale eine rote Linie«, heißt es in einer Erklärung des Festivals

von Imanuel Marcus  19.02.2025