Sehen!

Ludwig Meidner

Das Jüdische Museum Frankfurt zeigt Gemälde und Zeichnungen des einstigen Expressionisten und gläubigen Juden

von Eugen El  18.05.2022 07:43 Uhr

Ludwig Meidner: »Caféhaus« Foto: Ludwig-Meidner Archiv

Das Jüdische Museum Frankfurt zeigt Gemälde und Zeichnungen des einstigen Expressionisten und gläubigen Juden

von Eugen El  18.05.2022 07:43 Uhr

»Ein großer, langgestreckter Raum, in dem alles so war, wie es nach den Standards der Nachkriegszeit nicht sein durfte«: So erinnert sich Cornelia-Katrin von Plottnitz an das »genialisch« unaufgeräumte Atelier des Malers und Grafikers Ludwig Meidner (1884–1966) in Marxheim, einem Stadtteil von Hofheim am Taunus.

Anfang der 60er-Jahre saß dort die damals 16-Jährige dem einstigen Expressionisten und dessen Schüler Jörg Kitta-Kittel mehrmals Modell. Auch ihre Schwester Monika Thimm ließ sich von Meidner porträtieren. Die naturalistischen und dennoch ausdrucksstarken Rötelzeichnungen, die beide Frauen in ihren Jugendjahren zeigen, sind jetzt im Jüdischen Museum Frankfurt zu sehen.

PRIVATBESITZ Hier bin ich – Meidner heißt die Kabinettausstellung im Rothschild-Palais, die Zeichnungen und Gemälde Ludwig Meidners aus dem Privatbesitz der beiden Schwestern präsentiert. Die Schau soll während ihrer Laufzeit mehrmals neu bestückt werden.

Seit 1994 betreut das Jüdische Museum Frankfurt Meidners bildnerischen Nachlass.

Sie veranschaulicht das Engagement von Cornelia-Katrin von Plottnitz und Monika Thimm: Nach Meidners Tod erwarben sie zahlreiche Werke aus dessen Nachlass; 1990 gründeten sie die Ludwig-Meidner-Gesellschaft, die das Erbe des in der NS-Zeit als »entartet« diffamierten und später in Vergessenheit geratenen Künstlers pflegen sollte. Zudem legt das Jüdische Museum einen Schwerpunkt auf die Erforschung von Werk und Leben Ludwig Meidners: Seit 1994 betreut das Haus seinen bildnerischen Nachlass.

FACETTEN Die von Laura Schilling und Asta von Mandelsloh kuratierte Ausstellung macht mehrere Facetten in Meidners Werk sichtbar. Dramatisch und überzeichnet wirkt etwa das 1920 entstandene Bild »Prophezeiung«, das eine verängstigt wirkende, ehrfurchtsvoll gen Himmel schauende Figur in Mönchskutte zeigt. Mit »5707« datierte Meidner ein in Kohle ausgeführtes Selbstporträt, das ihn als praktizierenden Juden mit Tallit zeigt.

Um 1933/34, sechs Jahre vor der Flucht nach England, ist die Zeichnung »Jude mit Tallit und Kippa« entstanden, deren observanter Protagonist die Gesichtszüge Meidners trägt. Sogar das eingangs erwähnte Porträt von Monika Thimm erinnert entfernt an den Künstler. Vielleicht, auch das zeigt diese feine Schau, war Ludwig Meidners Bildmotiv immer auch Ludwig Meidner.

Die Ausstellung läuft bis 1. Januar 2023.

Film

Der Wandel des »Ka-Tzetnik«

Eine Doku widmet sich dem Schoa-Überlebenden Yehiel De-Nur und seiner Auseinandersetzung mit dem »Planeten Auschwitz«

von Dietmar Kanthak  12.03.2025

Nachruf

Peggy Parnass ist tot

Ihr Leben widmete sie dem Kampf gegen Ungerechtigkeit, Intoleranz und das Vergessen. Jetzt ist die Autorin und Holocaust-Überlebende Peggy Parnass in ihrer Wahlheimat Hamburg gestorben

von Carola Große-Wilde  12.03.2025

New York

Billy Joel verschiebt Tour wegen Operation und Physiotherapie

Fans müssen länger auf den nächsten Auftritt des »Piano Man« warten. »Die Gesundheit hat Vorrang«, sagt der 75-jährige Jude

 12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Schauspiel

Zweiflerin aus Zürich

Deleila Piasko war in David Haddas jüngster TV-Serie zu sehen. Ein Porträt

von Tilman Salomon  10.03.2025

Medizin

Der Seuchen-Pionier

Vor 100 Jahren starb August von Wassermann, einer der Begründer der modernen Immunologie

von Benjamin Kuntz  11.03.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Hat Kunst je eine Katastrophe verhindert?

Nachgefragt bei Kubrick und Zweig

von Sophie Albers Ben Chamo  09.03.2025

Jüdisch-israelische Kulturtage

»Kleine Synagoge« zeigt Werke von Daniela Bromberg

Daniela Bromberg ist eine Erfurter Künstlerin, die sich in ihrem Werk mit der Thora, dem Chassidismus und ethischen Fragen auseinandersetzt

 09.03.2025

Restitution

Potsdam-Museum gibt zwölf in der NS-Zeit enteignete Bücher zurück

Günther Graf von der Schulenburg stieß auf die Bücher in der Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste

 09.03.2025