Kino

Lockruf des Geldes

Roberto Benigni Foto: cinetext

Kino

Lockruf des Geldes

Würde Woody Allen für 18 Millionen Dollar seinen nächsten Film in Israel drehen?

 09.07.2012 17:04 Uhr

Rob Eshman will Woody Allen 18 Millionen US-Dollar zahlen, um seinen nächsten Film in Israel zu drehen. So viel kostet im Schnitt eine Produktion des Regisseurs. Auf die Idee kam der Verleger einer jüdischen Zeitung in Los Angeles, nachdem er kürzlich ein Interview mit Allen über dessen neuen Film To Rome, With Love gelesen hatte.

Auf die Frage des »Wall Street Journal«, warum der Filmemacher, der einmal gesagt hatte, er sehe keinen vernünftigen Grund, Manhattan je zu verlassen, seit einiger Zeit in Städten wie London, Barcelona, Paris und jetzt Rom drehe, antwortete der: »Die Italiener haben angerufen und gesagt ›Wir zahlen dafür.‹« Ebenso die Briten, die Spanier und die Franzosen. »All diese Länder haben sich bei mir gemeldet und gefragt: ›Würden Sie bei uns einen Film machen, wenn wir Ihnen dafür Geld geben?‹«

Hinter den Angeboten steckt kaufmännisches Kalkül. Filme wie Match Point (2005), Vicky Christina Barcelona (2008) und Midnight in Paris (2011) haben nicht nur das Image der Städte, in denen sie gedreht wurden, gehypt, sondern auch für steigende Touristenzahlen gesorgt. Das erhofft sich Eshman auch von einer Woody-Allen-Produktion im jüdischen Staat. Die, glaubt er, »würde Israel in den Augen der Welt einen Status verleihen, wie ihn eine Milliarde Dollar an Hasbara (hebräisch für Öffentlichkeitsarbeit, Anm. d. R.) nicht kaufen könnte.«

spendensuche Der Haken an der Sache: Eshman selbst ist nicht so reich, dass er aus eigener Tasche die 18 Millionen Dollar zahlen könnte, die es bräuchte, um Woody Allen, der Israel noch nie besucht hat, ins Land seiner Väter zu locken. Deshalb hat der Verleger sich mit einer Internetplattform namens »Jewcer« zusammengetan. Die ist darauf spezialisiert, Spenden für jüdische Belange im Netz zu sammeln. Jewcer lässt die israelische Schauspielerin Noa Tishby in einem Online-Video für das Projekt werben. Wer 36.000 Dollar oder mehr gibt, darf mit der 35-Jährigen, die 2007 zur »sexiesten Israelin« gewählt wurde, einen Abend bei Cocktails in einer Bar verbringen.

Rob Eshman setzt darauf, auf diese Weise bis Ende August neun Millionen Dollar zusammenzubekommen. Die andere Hälfte der 18 Millionen, hofft er, wird dann ein großzügiger Spender aus Hollywoods Oberschicht beisteuern. Bislang scheint die Idee jedoch noch nicht so richtig eingeschlagen zu haben. Bei Redaktionsschluss waren gerade mal 6.087 Dollar Spendenzusagen eingegangen. jta/ja

www.jewcer.com/project/the-woody-allen-israel-project

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«- Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  25.04.2025

100 Jahre "Der Prozess"

Was Kafkas »Der Prozess« mit KI und Behörden-Wirrwarr gemeinsam hat

Seine Liebesworte gehen auf TikTok viral. Unheimlich-groteske Szenen beschrieb er wie kein Zweiter. In Zeiten von KI und überbordender Bürokratie wirkt Franz Kafkas Werk aktueller denn je - eben kafkaesk

von Paula Konersmann  25.04.2025

Reykjavik

Island fordert Ausschluss Israels vom ESC

Das Land schließt sich damit der Forderung Sloweniens und Spaniens an. Ein tatsächlicher Ausschluss Israels gilt jedoch als unwahrscheinlich

 25.04.2025

Popkultur

Israelfeindliche Band Kneecap von zwei Festivals ausgeladen

Bei Auftritten verbreiten die irischen Rapper Parolen wie »Fuck Israel«. Nun zogen die Festivals Hurricane und Southside Konsequenzen

von Imanuel Marcus  25.04.2025

Berlin/Brandenburg

Filmreihe zu Antisemitismus beim Jüdischen Filmfestival

Das Festival läuft vom 6. bis 11. Mai

 25.04.2025

Fernsehen

Ungeschminkte Innenansichten in den NS-Alltag

Lange lag der Fokus der NS-Aufarbeitung auf den Intensivtätern in Staat und Militär. Doch auch viele einfache Menschen folgten der Nazi-Ideologie teils begeistert, wie eine vierteilige ARD-Dokureihe eindrucksvoll zeigt

von Manfred Riepe  24.04.2025