Das Münchner Lenbachhaus hat das Bild »Waldphantasie« (1928) von Elisabeth Iwanowna Epstein (1879–1956) für seine Sammlung angekauft. Möglich wurde dies durch die Eva-Margarete-Lückenhaus-Stiftung, wie die Städtische Galerie am Montag mitteilte.
Epstein, die als Jelisaweta Iwanowna Helfter am 11. März 1879 in Schytomyr in eine urkainisch-jüdische Familie geboren wurde, gehöre zu den wenigen Künstlerinnen, deren Werke auf der legendären ersten Blauen-Reiter-Ausstellung 1911/12 gezeigt worden seien.
MÜNCHEN Obwohl sie zu den zentralen Figuren im Umkreis der Künstlergruppe zählte, sei ihr Werk heute kaum erschlossen. Dies sei dem Umstand geschuldet, dass der Verbleib ihrer Arbeiten aus dieser Zeit weitgehend unbekannt sei.
Das Lenbachhaus besitzt nach eigenen Angaben zwei Selbstporträts der Künstlerin von 1911. Diese hätten erst vor Kurzem in New York lokalisiert und 2019 vom Lenbachhaus und der Gabriele-Münter-und-Johannes-Eichner-Stiftung erworben werden können.
Epstein wurde eine wichtige Mittlerin für Kandinskys Verbindungen zur französischen Kunstszene.
Bis heute sei kaum bekannt, welch zentrale Rolle Epstein mit ihren Kontakten und ihrer Malerei für den Blauen Reiter spielte. Nach einem zweijährigen Kunststudium in Moskau lebte sie von 1898 bis 1904 in München. Bereits in dieser Zeit habe sie Wassily Kandinsky kennengelernt.
PARIS Epstein übersiedelte später nach Paris und wurde für das nächste Jahrzehnt eine wichtige Mittlerin für Kandinskys Verbindungen zur französischen Kunstszene, wie es heißt.
Sie nahm Unterricht in der Academie de la Palette, wo sie die ebenfalls aus der Ukraine stammende Kollegin Sonja Terk kennenlernte. Durch diese wurde Epstein in den Künstlerkreis in Wilhelm Uhdes Galerie einbezogen und nahm ab 1910 an Sonja Delaunay-Terks Sonntagskreis Mouvement franco-russe teil.
1912 vermittelte Epstein laut Mitteilung den entscheidenden Kontakt zwischen Robert Delaunay und Kandinsky, der den Franzosen daraufhin zur Teilnahme an der ersten Ausstellung des Blauen Reiter und dem gleichnamigen Almanach einlud.
GENF Auch Franz Marc schätzte das Werk Epsteins und empfahl die Malerin an Herwarth Waldens Galerie »Der Sturm« in Berlin. Seit 1929 lebte die Künstlerin bis zu ihrem Tod in Genf. Noch in den 30er-Jahren stand sie regelmäßig mit Kandinsky in Kontakt.
Thomas Mann setzte Epstein in der Erzählung »Tonio Kröger« ein Denkmal. Die Figur der geistreichen Lisaweta Iwanowna sei durch die Bekanntschaft Manns mit Epstein inspiriert gewesen. kna