USA

Lee Konitz ist tot

Der 92-jährige legendäre Jazzmusiker ist an den Folgen einer Erkrankung mit Covid-19 gestorben

von Benno Schwinghammer  17.04.2020 09:32 Uhr

Lee Konitz (1927–2020) Foto: imago/ZUMA Press

Der 92-jährige legendäre Jazzmusiker ist an den Folgen einer Erkrankung mit Covid-19 gestorben

von Benno Schwinghammer  17.04.2020 09:32 Uhr

Er galt als einer der »Architekten« des Modern Jazz. Der US-amerikanische Alt-Saxofonist Lee Konitz spielte eine wichtige Rolle bei den legendären Jazz-Sessions »Birth Of The Cool« (1948 bis 1950) unter Miles Davis und Gil Evans. Außerdem hatte der Erfinder des »Cool Jazz« nach Einschätzung von Kritikern erheblichen Einfluss auf die Evolution des europäischen Jazz.

Nun ist Konitz dem US-Radiosender NPR zufolge, der sich auf Konitz‹ Sohn Josh berief, im Alter von 92 Jahren an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus in einem New Yorker Krankenhaus gestorben. Auf der Facebook-Seite zu dem Musiker hieß es: »Mit großer Trauer müssen wir verkünden, dass Lee Konitz gestern an den Komplikationen durch Covid-19 gestorben ist«.

Einwanderer Konitz wurde 1927 als Sohn jüdischer Einwanderer in Chicago geboren. Er war tief verwurzelt im Stil der Stadt. Sein erstes Instrument war eine Klarinette. Bereits Mitte der 40er-Jahre spielte er mit Jerry Wald. 1947 schloss er sich Claude Thornhills Orchester an. Miles Davis schätzte an ihm, dass er die harmonischen Ideen von Charlie Parker aufgriff, diese aber ruhiger, gleichmäßiger und mit mehr Längen spielte.

Doch Konitz scheute sich auch nicht, beim Bebop Anleihen zu nehmen und sich immer wieder neu zu erfinden. Er entwickelte seinen Stil unentwegt weiter, ohne mit seiner Innovationslust die Qualität aufs Spiel zu setzen. Seine Musik ist überaus persönlich, voller Enthusiasmus und Energie.

Während er noch mit Davis die »Geburtsstunde des Cool (Jazz)« feierte, hatte Konitz Ende der 40er-Jahre begonnen, mit Lennie Tristano und dem Tenor-Saxofonisten Warne Marsh zu experimentieren. Nach seiner ersten Europa-Tournee 1951 folgten unter anderem Auftritte mit Gerry Mulligan. 1965 trat Konitz in New Yorks berühmter Carnegie Hall auf, noch im gleichen Jahr auch beim Jazz-Festival in Paris und in Lugano.

platten In den USA zeichnete Konitz eine Reihe von Duos auf, unter anderen mit Joe Henderson. In Deutschland war er Ende der 60er-Jahre mit Attila Zoller und Albert Mangelsdorff zu hören, in Italien mit Martial Solal und Enrico Rava. In New Yorks Town Hall spielte er 1972 neben Charles Mingus. Er gab Platten heraus mit Dave Brubeck und Anthony Braxton, begleitete Paul Bley und Gil Evans.

Kritiker erklärten seinen Erfolg damit, dass Konitz in seiner mehr als 70-jährigen Laufbahn nie seine Neugier und seine Bereitschaft verlor, Inspirationen aufzusaugen und musikalisch zu wachsen. Er nahm über 150 Alben auf und wurde 2013 für sein Lebenswerk mit der »German Jazz Trophy« geehrt.

Bochum

Ausstellung von »Guernica-Gaza« abgesagt

Der Bilderzyklus von Mohammed Al-Hawajri ist wegen Antisemitismusvorwürfen umstritten

 07.09.2024

Speyer/Mainz/Worms

SchUM-Städte laden zu jüdischen Kulturtagen ein

Vorträge, Konzerte, Filme, Ausstellungen und Diskussionen stehen auf dem Programm

 06.09.2024

Literatur

Immer voller Zweifel

Lena Goreliks Poetik-Vorlesung in Hannover liegt nun auch als Buch vor – ihre Einblicke wirken nicht akademisch, sondern lebensklug

von Alexander Kluy  05.09.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.09.2024

Milch

Land der Superkühe

Hightech, Kraftfutter und dreimal Melken am Tag: Israels Rinder gehören zu den produktivsten der Welt. Das hat seinen Preis

von Ralf Balke  04.09.2024

Aufgegabelt

Melonen-Gurke-Eis

Rezepte und Leckeres

 04.09.2024

Filmfest

Von Adrien Brody bis Leni Riefenstahl

In Venedig feierten »The Brutalist« über einen jüdischen Architekten, eine Doku zur NS-Propagandistin und das Olympia-Attentats-Drama »September 5« Premiere

von Jens Balkenborg  04.09.2024

7. Oktober

Die gestohlenen Kinder

Unsere Redakteurin beschreibt, was die Ermordung der sechs Geiseln am vergangenen Wochenende bei ihr - und wahrscheinlich allen Eltern - auslöst

von Nicole Dreyfus  04.09.2024

Geheimnisse und Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  04.09.2024