Er verbindet den Eingangsbereich der Hamburger Kunsthalle mit den wuchtigen und hohen Ausstellungsräumen in deren Innerem: der »Hamburger Gang«. Ein langer, schlauchförmiger Weg, der an einer Reihe von kleinen Kabinetten vorbeiführt. Ideal, um unaufgeregt, aber konzentriert das künstlerische Vermächtnis des Unternehmers, Kunstmäzens und Sammlers Oscar Troplowitz (1863–1918) vorzustellen.
Am Anfang sind da zwar wieder die prägnant blauen Nivea-Dosen, die den Weltruhm von Troplowitz’ Firma Beiersdorf begründeten. Ist das betrachtet, erhält man aber die Chance, den ästhetischen Sinn des Unternehmers kennenzulernen. Troplowitz setzte früh auf experimentelle Druckgrafik, um für seine Produkte zu werben, zog auch das damals junge Genre des Werbefilms mit ein.
Hamburg Auch sein Engagement für das Hamburger Stadtbild und seine Parklandschaften wird gewürdigt: Troplowitz war Mitglied der Baudeputation der Hamburger Bürgerschaft und ein entschiedener Förderer des Architekten Fritz Schumacher. Und dann kommt die Kunst: Das Ehepaar Troplowitz spendete Anfang des 20. Jahrhunderts der Kunsthalle eine Reihe von inzwischen wichtigen Werken des französischen Impressionismus, der seinerzeit nicht so selbstverständlich wertgeschätzt wurde wie heute.
Spannend das letzte Kabinett: Es erzählt von Pablo Picassos Bild »Absinthtrinkerin«, das Troplowitz 1914 erwarb und das in seinem Büro gegenüber seinem Schreibtisch hing. Nach dem Tod des Fabrikanten überließ die Witwe es 1919 der Kunsthalle. Die Nazis beschlagnahmten das Werk 1937 als »entartete Kunst« und verkauften es gewinnbringend über einen Schweizer Kunsthändler. Heute ist es im Kunstmuseum in Bern zu sehen – alle Versuche, das Bild zurückzuholen, sind bisher gescheitert.
»Ein Leben für Hamburg. Oscar Troplowitz«.
Hamburger Kunshalle, bis 30. Juni
www.hamburger-kunsthalle.de