Kulturstaatsministerin

Claudia Roth zurückhaltend bei Klausel gegen Antisemitismus

Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien Foto: IMAGO/Panama Pictures

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat sich auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen zurückhaltend zur neuen Berliner Antidiskriminierungsklausel geäußert. Seit Ende Dezember müssen sich Künstler zum Kampf gegen Antisemitismus bekennen, wenn sie vom Land Berlin gefördert werden wollen. Die Initiative geht auf den Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) zurück.

»Berlin hat nun einen Vorschlag vorgelegt, der ja auch mit den Kulturschaffenden diskutiert und sicher noch rechtlich geprüft wird. Aus meiner Sicht wäre hier ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern wichtig, und ich bin hierzu auch mit den Ländern im Gespräch«, sagte Claudia Roth der Jüdischen Allgemeinen am Montag.

»Wir sollten einen Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen vermeiden, die dem gemeinsamen Anliegen wenig dienlich wären und keine Orientierung geben. Vielmehr sollten wir im Sinne des gemeinsamen Anliegens diskutieren, was verwaltungs- und verfassungsrechtlich sinnvoll und politisch geboten ist«, unterstrich die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Die Grünen-Politikerin kündigte an: »Hierzu werde ich weiter das Gespräch mit meinen Kolleginnen und Kollegen in den Ländern, aber auch mit Künstlerinnen und Künstlern, Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen suchen sowie auch rechtliche Expertise dazu einholen.«

In der Kulturszene war die Initiative von Joe Chialo auf teils heftige Kritik gestoßen. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hatte die Maßnahme hingegen gelobt. »Die Klausel der Senatsverwaltung für Kultur Berlin zur Antidiskriminierung bei Fördergeldern setzt neue Maßstäbe und reagiert damit auch auf die Erfahrungen der letzten Jahre«, sagte Schuster Anfang Januar.

»Ich habe den Eindruck, die Institutionen sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, viele arbeiten bereits an entsprechenden Codes of Conduct.«

kulturstaatsministerin Claudia Roth

Claudia Roth führte in ihrer Stellungnahme von Montag aus,  der Schutz der Menschenwürde und damit der Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jede Form von Menschenfeindlichkeit verpflichte alle staatliche Gewalt. »Auch seine Institutionen und seine Förderungen. So legt das Artikel 1 des Grundgesetzes fest und setzt damit dem ebenfalls grundrechtlich geschützten und bewusst weit gefassten Schutzraum der Kunst- und Meinungsfreiheit Grenze.«

Genau deswegen sei der Kampf gegen den Antisemitismus »nicht nur staatliche, sondern gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Mit Erschrecken und großer Sorgen beobachten wir den gegenwärtigen Anstieg von Antisemitismus in der Gesellschaft. Hier ist staatliches Handeln gefragt, hier ist aber auch gesamtgesellschaftliches Handeln gefragt. Das gilt selbstverständlich auch für die staatliche Kulturinstitutionen- und Kulturförderung. Auch hier geht Freiheit mit gesellschaftlicher Verantwortung einher«, so die Kulturstaatsministerin.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und ihre Mitarbeiter seien mit den bundesgeförderten Institutionen »in einem guten Arbeitsprozess, wie diese sich mit Antisemitismus und Diskriminierung auseinandersetzen. Ich habe den Eindruck, die Institutionen sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, viele arbeiten bereits an entsprechenden Codes of Conduct«, sagte Claudia Roth. ag

Los Angeles

Trägerverein: Villa Aurora und Thomas-Mann-Haus unversehrt

Beide Häuser haben als Exil-Orte bedeutender Intellektueller während des Nationalsozialismus Bezug zu Deutschland

 11.01.2025

Kino

Die Literaturverfilmung der »Traumnovelle«

Arthur Schnitzlers Erzählung wird für diese filmische Umsetzung ins heutige Berlin verlegt

 11.01.2025

Theater

Berliner Ensemble benennt Innenhof nach Helene Weigel

Die Veranstaltung bildet den Auftakt für das vom »BE« ins Leben gerufene Helene-Weigel-Jahr

 11.01.2025

Nachruf

Keine halben Sachen

Die langjährige Nahost-Korrespondentin der WELT, Christine Kensche, ist gestorben. Ein persönlicher Nachruf auf eine talentierte Reporterin und einen besonderen Menschen

von Silke Mülherr  10.01.2025

Nachruf

Eine unabhängige Beobachterin mit Herzensbildung

WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard nimmt Abschied von Israel-Korrespondentin Christine Kensche

von Jan Philipp Burgard  10.01.2025

Kino

Road-Movie der besonderen Art

»A Real Pain« handelt von zwei Amerikanern, die auf den Spuren ihrer verstorbenen Großmutter durch Polen reisen und historische Stätten jüdischen Lebens besuchen

von Irene Genhart  10.01.2025

USA

Mel Gibson: »Mein Zuhause sah aus wie Dresden«

Zahlreiche Stars sind von der gewaltigen Feuerkatastrophe in Kalifornien betroffen. Auch Mel Gibsons Haus fiel den Flammen zum Opfer. Nach antisemitischen Einlassungen in der Vergangenheit irritiert er nun einmal mehr mit unpassenden Vergleichen

 10.01.2025

Österreich

Schauspiel-Legende Otto Schenk ist tot

Der Darsteller, Intendant, Autor und Regisseur mit jüdischem Familienhintergrund galt als spitzbübischer Spaßmacher und zugleich tiefgründig Denkender. Er war ein gefragter Künstler - auch in Deutschland und in den USA

von Matthias Röder  10.01.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  10.01.2025 Aktualisiert