Die Weltkunstausstellung documenta soll laut Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) wie geplant im Jahr 2027 in Kassel stattfinden. Sie sei zuversichtlich, dass es keiner Verschiebung bedürfe, sagte Roth im Interview dem »Spiegel«.
Die zurückliegende »documenta 15« war wegen antisemitischer Darstellungen und dem Umgang der Kuratoren damit stark kritisiert worden. Die 15. Ausgabe der alle fünf Jahre stattfindenden Kunstschau dauerte vom 18. Juni bis 25. September 2022 und war vom indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa kuratiert worden.
Im November war die gesamte Findungskommission zurückgetreten, die die künstlerische Leitung für die nächste Schau 2027 hätte aussuchen sollen.
Neue Strukturen
Roth kündigte ein entschiedeneres Entgegentreten gegen Antisemitismus in der Kunstszene an. Für die anstehende documenta bedeute das, dass sich erst über neue Strukturen verständigt werden müsse, die der Fehler in der vergangenen Ausgabe Rechnung trügen. »Ohne neue Struktur wird es von uns kein Geld geben. Wir machen einen Neuanfang«, betonte Roth.
Gleichzeitig schränkte sie ein, dass sie selbst keine Vorschriften für Künstler erlassen könne. Auch eine Antisemitismusklausel, wie sie in Berlin zuletzt gescheitert ist, sei schwierig umzusetzen. »Der so notwendige Kampf gegen Antisemitismus darf nicht dazu führen, dass der Staat in eine Rolle kommt zu sagen, welche Kunst und Kultur sein darf und welche nicht«, mahnte Roth.
»Das besondere an Kunst ist ja, dass sie oft uneindeutig und sehr unterschiedlich interpretierbar ist.« Ebenso sei es wichtig, »zwischen einem Künstler und seinem Schaffen und einem Künstler und seinen politischen Äußerungen zu unterscheiden«. kna