Sie lebt in einem jüdischen Altersheim in London, vereinsamt und nahezu vergessen. Janina David stammt aus einer bürgerlichen Familie in Polen. Als Einzige aus ihrer Familie überlebte sie das Warschauer Ghetto. Nach der Befreiung kam sie für zwei Jahre in ein Pariser Waisenhaus.
Mit 18 Jahren wanderte David nach Australien aus. Heimisch wurde sie dort nicht. 1958 kehrte sie nach Paris zurück, um sich bald darauf endgültig in London niederzulassen. Dort begann Janina David mit der Niederschrift ihrer Lebenserinnerungen.
1965 erschien der erste Band auf Englisch, der bald in deutscher Übersetzung herauskam und ein großer Erfolg wurde: Ein Stück Himmel – Erinnerungen an eine Kindheit. 1969 folgten zwei Fortsetzungen: Ein Stück Erde sowie Ein Teil des Ganzen. Der Schlussband, Ein Stück Fremde, erschien 1982.
Verfilmung Größte Popularität erreichten diese Lebenserinnerungen durch eine ARD-Verfilmung, in der die jugendliche Schauspielerin Dana Vavrova brillierte. 1982 besuchte David die Bundesrepublik, um die Eröffnungsrede zu der Ausstellung Bilder einer verlorenen Welt zu halten, die Fotografien des osteuropäischen Judentums zeigte.
Es ergab sich die Gelegenheit eines Besuchs im Braunschweigischen Landesmuseum, wo damals die Ausstellung Danzig – Schätze einer verlorenen Gemeinde gezeigt wurde, die als Leihgabe aus dem Jewish Museum New York kam.
Dort nahm Janina David lebhaften Anteil an der geradezu abenteuerlichen Rettungsgeschichte der Synagogenschätze, deren Wiederentdeckung von Günter Grass eingeleitet worden war.
Herkunft Diese Episode jüdischer Geschichte im Nationalsozialismus stand ihrem eigenen Schicksal sehr nahe, und sie fühlte sich ihrer Herkunft verbunden. Das führte zu einer wesentlichen Beobachtung ihres literarischen Werks und erklärt ihren nachhaltigen Erfolg.
Sie schreibt und berichtet in einer ruhigen, keineswegs gekünstelten Sprache, die frei von Anklage ist. Janina David trifft den richtigen Ton, um jungen Menschen die grausamen Geschehnisse der NS-Zeit zu vermitteln. Das ist eine große Leistung, die erinnerungswürdig bleibt. Am 19. März begeht Janina David ihren 90. Geburtstag.
Der Autor ist Mitglied des Kuratoriums des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg.