Wenn Benjamin »Bugsy« Siegel in den 30er-Jahren seinen Lieblingsnachtklub betrat, stimmte die Kapelle stets die Melodie von My Yiddische Mamme an. Bugsy musste dann weinen und gab den Musikern dicke Trinkgelder. Der Gangster war nicht nur ein psychopathischer Killer, sondern auch ein sentimentales jüdisches Jingele.
My Yiddische Mamme gibt es auf der neuen CD Kosher Nostra in gleich zwei Fassungen zu hören, dem Original von Sophie Tucker aus den 20ern und einer Coverversion, die Tom Jones 1967 aufgenommen hat. Dazu kommen weitere jiddische Evergreens, gesungen von jüdischen Interpreten wie Molly Picon (Die Rozinke) oder den Barry Sisters (Eishes Chiyell), aber auch von nichtjüdischen Stars: Die Andrews Sisters (Bei mir bistu sheyn) sind natürlich mit dabei, aber auch Connie Francis. Die italienischstämmige Popikone der 60er singt Shein vi de Levone in perfektem Jiddisch.
kein klesmer Der Titel des Albums, Kosher Nostra, verweist auf das organisierte Verbrechen in den USA, das bis in die 50er-Jahre ein sizilianisch-ostjüdisches Joint Venture war. Diese immer noch wenig bekannte Geschichte beleuchten im Booklet die Herausgeber des Albums, der Frankfurter Musiker Shantel und der Wiener Künstler Oz Almog, der aus seiner Wiener Ausstellung zum gleichen Thema von 2004 wunderbare Porträtbilder der kriminellen Stars beisteuert.
Ein bisschen Etikettenschwindel ist es natürlich, wenn die CD sich mit dem Untertitel Jewish Gangster’s Greatest Hits schmückt. Im Grunde handelt es sich schlicht um eine Sammlung von 21 US-jüdischen Evergreens, die seinerzeit nicht nur Verbrecher gerne hörten, sondern auch Zahnärzte und Schmatteshändler. Man kann das auch positiv formulieren: Die Gangstergeschichte(n) im Booklet gibt es als Bonus zusätzlich zu authentischer jüdischer Unterhaltungsmusik. Mit der Betonung auf authentisch: Klesmer kommt in dem Album zum Glück nicht vor.
Shantel & Oz Almog: »Kosher Nostra. Jewish Gangster’s Greatest Hits«. CD mit 60-seitigem illustrierten Booklet. Essay Recordings 2011, 15,99 €