Usbekische Fleischbällchen? Da muss selbst der Küchenchef vom Berliner Hotel The Ritz-Carlton passen. Martin Lisson hat schon vieles gegessen, verkostet und abgeschmeckt, aber das Rezept, das ihm der israelische Starkoch Israel Aharoni präsentiert hat, das kannte der 36-jährige Lisson noch nicht. Es war etwas vollkommen Neues. So wie das Livecooking, das in diesem Sommer fester Bestandteil der 27. Jüdischen Kulturtage in Berlin sein wird.
Das Festival, das unter dem Motto »Dialog der Kulturen« vom 15. bis 25. August stattfindet, eröffnet mit dem Konzert »Ost und West – Jüdische Musikwelten« in der Synagoge Rykestraße, der größten Synagoge in Berlin. Die Gotteshäuser Berlins seien, sagte Gideon Joffe, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, die Orte, um jüdisches Leben kennenzulernen. Dazu gehöre neben der »lebhaften Diskussionskultur« auch die Kenntnis über die unterschiedlich ausgerichteten Strömungen im Judentum – von orthodox bis liberal. Joffe lud alle Berliner ein, »selbst zu sehen, wie die Gemeinde lebt«.
religionen Die Kinder sind ein wesentlicher Bestandteil des Gemeindelebens. Und deswegen zeigen in diesem Jahr zum ersten Mal jüdische Kinder nichtjüdischen ihre Religion. Bei »Schau in meine Welt!« treffen sich die Mädchen und Jungen im Centrum Judaicum und sollen auf spielerische Weise voneinander lernen.
Am gleichen Ort wird auch die Ausstellung »Bleiben? Juden im befreiten Berlin« gezeigt. Darin werden an 15 Stationen Bilder, Dokumente und Objekte gezeigt, die die Situation der Überlebenden und ihre Versuche, einen Weg ins Leben zurückzufinden, beschreiben. Ins heute geht es dann wieder mit Arye Sharuz Shalicar, der als Sohn iranischer Juden im Wedding aufwuchs und sich in seinem Buch Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude mit seiner Identität zwischen muslimischen Freunden und Jüdischsein auseinandergesetzt hat. Shalicar wird zusammen mit dem Schauspieler Dominique Horwitz daraus lesen.
Und auch der Klassiker schlechthin, die Lange Nacht der Synagogen, wird bei den Kulturtagen nicht fehlen. Doch auch hier ist etwas neu: Sie wird im Rahmen der Langen Nacht der Religionen stattfinden, in der sich viele Glaubensrichtungen vorstellen.
Shlomo Artzi Als einer der Höhepunkte allerdings gilt jetzt schon das Konzert des israelischen Sängers Shlomo Artzi und seiner Band. Artzi, der nicht vorhatte, jemals in Deutschland zu singen, spielt nun zum ersten Mal in Berlin. Allerdings gibt es auch Musik für die jüngere Generation, die vielleicht auf den ersten Blick auf die Instrumente Fragezeichen entstehen lässt, aber das ändert sich nach den Anfangstönen. Im Konzert »Avital meets Avital« treffen der Mandolinenspieler Avi Avital und der Oud-Spieler Omer Avital musikalisch aufeinander.
Und wenn dann alle Sinne angesprochen wurden, können die Berliner und internationalen Besucher, die sich in diesem Jahr auf ein deutsch-englisches Programmheft freuen können, urteilen, ob die usbekischen Fleischbällchen gelungen sind.
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
www.juedische-kulturtage.org