Das Bild, das das documenta-Publikum nie zu Gesicht bekam, hat drei Elemente: Ganz links ein Foto von Arnold Bode, Begründer der documenta, in der Mitte Joseph Beuys, die Künstler-Ikone, und rechts die judenfeindliche Karikatur, die auf der aktuellen documenta auf dem Wandgemälde »People’s Justice« zu sehen war und am Anfang einer Reihe von Antisemitismus-Skandalen stand, die seitdem die Kasseler Kunstaustellung überschatten.
Die drei Figuren in dem Werk »Never Ending Hats« tragen alle einen Hut und stehen laut dessen Urheber, Leonard Schmidt-Dominé, für »die Kontinuität des Antisemitismus auf der documenta«. Sowohl Bode als auch Beuys seien zentrale Figuren der documenta gewesen und hätten mit überzeugten Nationalsozialisten zusammengearbeitet, begründet Schmidt-Dominé seine Motivauswahl.
diskussion Er habe die Diskussion um den Antisemitismus auf der documenta verfolgt und sei »entsetzt« gewesen, »wie dieser vonseiten der documenta-Verantwortlichen geführt wurde«, sagte er der Jüdischen Allgemeinen. Als er von dem Kunstkollektiv »Feinmechanik Kassel« gebeten wurde, eine seiner Arbeiten auf der documenta auszustellen, sei ihm klar gewesen, dass er »den ganzen Antisemitismus nicht unkommentiert lassen« könne.
Der Vorfall hat vor allem eines gezeigt: Die documenta-Verantwortlichen könnten sehr schnell reagieren, wenn sie das möchten.
Nachdem er seine Arbeit am Morgen des 17. August im Fridericianum aufgebaut hatte, habe jedoch einer der Kuratoren des indonesischen Kollektivs ruangrupa umgehend dessen Abhängung beschlossen.
Auf Anfrage erklärte die documenta, die Entscheidung sei getroffen worden, um nicht die »antisemitischen Stereotype zu reproduzieren«, die auf dem mittlerweile abgehängten »People’s Justice« zu sehen waren. Es sei »gängige Praxis«, dass im »Aufbauprozess die Auswahl gezeigter Arbeiten besprochen und getroffen wird«.
fehler Ein weiterer Grund sei, dass dem Künstler ein Fehler unterlaufen ist: Er war zunächst fälschlicherweise davon ausgegangen, dass im Bild das ehemalige SA-Mitglied und der Co-Gründer der documenta, Werner Haftmann, zu sehen sei, während es sich tatsächlich um Arnold Bode handelt.
Schmidt-Dominé räumt den Fehler ein, sieht die Aussage von »Never Ending Hats« dadurch aber nicht verfälscht. Zudem behauptet er, »die angebliche Praxis, die Arbeiten vor Öffnung zu besprechen«, sei bei anderen Werken nicht angewandt worden.
Für ihn hat der Vorfall vor allem eines gezeigt: Die documenta-Verantwortlichen könnten sehr schnell reagieren, wenn sie das möchten. Ein Tatendrang, sagt er, der ihm bei klar antisemitischen Werken, die nach wie vor in Kassel gezeigt würden, fehle.