Wer einen Strafbefehl erhält, geht damit selten hausieren. Nicht so Nizar Akremi. Der Stand-up-Comedian aus Bonn, der stets nur unter seinem Vornamen auftritt, veröffentlichte in den sozialen Medien ein gerichtliches Schreiben. In diesem wird er zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 24.000 Euro aufgefordert. Der Vorwurf: Volksverhetzung.
Worauf genau sich diese Anschuldigung bezieht, wird aus dem Bescheid nicht deutlich. Akremi selbst gibt jedoch einen Hinweis. Die Geldbuße sei deshalb über ihn verhängt worden, weil er »angeblich gegen ein bestimmtes Volk gehetzt« habe, schreibt der Comedian auf X, und man könne »diesem bestimmten Volk wieder Geldgier unterstellen, aber dies wollen wir nicht tun, bevor nochmal 24.000 Strafe reingeknallt werden«.
Die Jüdische Allgemeine hat die im Bescheid erwähnte Staatsanwaltschaft Koblenz um eine Bestätigung des Vorgangs gebeten. Eine Antwort steht derzeit noch aus.
Akremi fiel in der Vergangenheit häufig mit antisemitischen Aussagen und Witzen auf, nicht zuletzt durch die regelmäßige Wiederholung des Klischees vom geldgierigen Juden. Zum Beispiel erzählte Akremi in seiner Bühnenshow »Shitstorm« aus dem Jahr 2022, dass er überprüft habe, ob der Restaurantbesitzer auch tatsächlich ein echter Jude sei, indem er eine Münze in die Luft warf. Der Mann habe sofort zugeschnappt. »Ok, der ist Original«, so Akremi.
In weiteren Sketchen macht sich der Comedian auch über den Holocaust lustig und bedient das Klischee vom hakennasigen und kindermordenden Juden.
Antisemitische Radikalisierung in den sozialen Medien
Doch die eigentliche antisemitische Radikalisierung Akremis fand abseits der Bühne in den sozialen Medien statt. Seit den Hamas-Massakern in Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Gaza äußert er sich, insbesondere auf X, regelmäßig zum Geschehen in Nahost.
So setzt er in einem Beitrag das Vorgehen der israelischen Armee mit dem der Nationalsozialisten gleich: »Es gibt keinen Unterschied zwischen Menschen, die Zivilisten in eine Gaskammer stecken und Menschen die Zivilisten bombardieren«, schreibt er im Mai vergangenen Jahres, versehen mit dem Hashtag »#israhell«, eine übliche israelfeindliche Wendung zur Dämonisierung des jüdischen Staates.
In einem weiteren Beitrag behauptet Akremi, dass »die öffentliche Wahrnehmung immer mehr kippt« und mittlerweile selbst der öffentlich-rechtliche Rundfunk über das Leid der Palästinenser berichte, sodass »die ganzen Speichellecker der Goldmünzensammler am DURCHDREHEN sind«. Akremi nutzt hier erneut die stereotype Assoziation von Gold und Geld mit den Juden und dem vermeintlich damit einhergehenden länderübergreifenden Einfluss derselben auf die öffentliche Meinung.
Akremis Ausfälle richten sich auch gegen konkrete jüdische Personen. Im Januar 2024 veröffentlichte er einen Post mit einer frauenfeindlichen Gewaltfantasie: »Gal Gadot ist so eine Hackfresse. Wäre ich eine Frau, würde ich der einen Choke Slam verpassen, aber dass die mit dem Gesicht auf dem Boden aufkommt.« Die israelische Hollywood-Schauspielerin setzt sich in der Öffentlichkeit für eine Unterstützung Israels, die Freilassung der Hamas-Geiseln sowie für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts ein.
Der Comedian kann gegen Strafbefehl Einspruch einlegen
Akremis Aussagen über Juden, aber auch über Frauen, Homosexuelle sowie Behinderte, sorgten in der Folge für große Empörung. Nachdem mehrere Zeitungen, darunter die Jüdische Allgemeine, über die Ausfälle des Comedians berichteten, sagten zahlreiche Veranstalter Auftritte von Akremi wieder ab. Entschuldigt hat er sich für seine Aussagen jedoch nie. Im Gegenteil: Akremi machte stets deutlich, genauso weitermachen zu wollen, wie bisher.
Das bleibt offenbar auch so, nachdem er zu einer hohen Strafzahlung wegen Volksverhetzung aufgefordert worden ist. »Ich zahle gar nix«, schrieb Akremi auf X. Der Comedian kann gegen den Strafbefehl Einspruch einlegen. Sollte er das tun, würde der Fall vor Gericht verhandelt werden. Womöglich lässt es Akremi – in der Hoffnung auf den ganz großen Auftritt – genau darauf ankommen.