Falls Sie in der Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen meine Kolumne vermisst haben: Die fällt diese Woche aus. Schuld sind eifrige Beamte des Bundespräsidialamts. Die haben mir die Tour vermiest.
Aber von vorn. Mir war am Sonntag aufgefallen, dass auf der Webseite des Bundespräsidenten das heftig diskutierte Glückwunschtelegramm an den iranischen Staatspräsidenten nicht aufzufinden war. Und das, obwohl dort sonst jede Aktivität des Staatsoberhaupts akribisch vermerkt ist. »28. Januar: Bundespräsident besucht Frankfurt am Main und lädt zur Kaffeetafel. 12. Februar: Bundespräsident Steinmeier lädt zur Kaffeetafel am 70. Geburtstag des Grundgesetzes. 21. Februar: Bundespräsident besucht Projekt zum Grundgesetz in Neumünster und lädt zur Kaffeetafel.« Viel Kaffee, aber keine »herzlichen Glückwünsche, auch im Namen meiner Landsleute« an die Mullahs. Auch die Suchfunktion ergab zu den Stichworten »Iran« und »Rohani« keine Treffer.
glückwunschtelegramm Das fand ich bemerkenswert. Alle Welt redete von dem Glückwünschtelegramm Steinmeiers an Rohani, und auf der Webseite des Bundespräsidenten tat man so, als habe es nie existiert. Ein bisschen seltsam wirkte das schon.
Auf den Gedanken muss offenbar auch jemand im Schloss Bellevue gekommen sein. Am Dienstag wurde das Telegramm nämlich dann doch noch veröffentlicht, gemeinerweise nur kurz bevor die Jüdische Allgemeine in Druck ging. Kolumnistenpech: Das Präsidialamt hat mir die Pointe geklaut! Der Redaktion blieb keine andere Wahl, als in wortwörtlich letzter Minute die Kolumne zu kippen, um der Zeitung und mir eine Blamage zu ersparen. Und was lernen wir daraus? Leg dich nicht mit dem Bundespräsidenten an! Das bringt nur Ärger.