Die Weimarer Bauhaus-Universität widmet ihrer Vorgängereinrichtung in der NS-Zeit Anfang Dezember ein wissenschaftliches Kolloquium. Unter dem Motto »Kulturreformer – Rassenideologe – Hochschuldirektor« stehe »der lange Schatten des Paul Schultze-Naumburg« im Mittelpunkt, teilte die Universität am Donnerstag mit. Der Architekt leitete die damaligen Hochschulen für Baukunst, bildende Kunst und Handwerk von 1930 bis 1945.
Themen des Kolloquiums sind unter anderem die von Schultze-Naumburg entworfene Nietzsche-Gedächtnishalle in Weimar, seine Auffassungen von Burgenromantik und Deutschtum sowie die Denkmalpflege in Thüringen in den 20er- und 30er-Jahren.
UNESCO Als weitere Aspekte wurden Nachwirkungen von der Nachkriegszeit bis zum »Rückgriff« auf den Hochschullehrer im Antrag der Saale-Unstrut-Region für das Unesco-Welterbe genannt.
Paul Schultze-Naumburg (1869-1949) wurde als Paul Eduard Schultze in einer Künstlerfamilie in Almrich bei Naumburg geboren und nannte sich seit seiner Studienzeit nach der Geburtsstadt. 1904 war er Mitbegründer des Heimatschutzbundes, der sich besonders der traditionellen Architektur verpflichtet fühlte. In Weimar habe er ein »konträres Konzept zur Moderne in Richtung einer heimatschutzorientierten Handwerklichkeit« vertreten, hieß es.
Die bekanntesten Bauwerke von Schultze-Naumburg sind Schlösser im englischen Tudor-Stil, darunter das mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verbundene Kronprinzenschloss Cecilienhof in Potsdam.
Sein Buch Kunst und Rasse von 1928 nahmen die Nationalsozialisten 1937 zur Grundlage für ihre berüchtigte Feme-Ausstellung »Entartete Kunst« in München. Nach 1945 kamen die Schriften des NSDAP-Mitglieds in der sowjetischen Zone auf den Index. epd