Einen Monat vor der Veröffentlichung seines neuen Albums ist für Felix Blume alias Kollegah wieder einmal die heiße Promophase angebrochen – und mit seinem neuen Interview vom 9. November ist die Akte Kollegah nun um ein weiteres Kapitel dicker geworden.
Wir erinnern uns: Zuvor rappte Felix Blume wiederholt antisemitische Verse, bekam trotz aller Kritik den Musikpreis Echo verliehen und entledigte sich dann während eines kurzen Besuchs der KZ-Gedenkstätte Auschwitz aller Sünden – natürlich alles schön medienwirksam.
Kollegahs Aussage ist nicht nur per definitionem antisemitisch, sie spricht vor allem auch für sich.
Jetzt spricht Felix Blume im Interview Klartext: Er habe »dem Volk mit der Abschaffung des Echos auch etwas Gutes getan«. Danach stellt er sich zunächst als Opfer einer Hetzkampagne dar, um im selben Atemzug zu postulieren, dass in den palästinensischen Gebieten genau das Gleiche geschehe »wie bei uns damals in Deutschland – nämlich während des Holocaust«.
SCHOA Nach seinen Krokodilstränen in Auschwitz tritt Kollegah also auch beim Holocaust nochmal kräftig nach. Er relativiert die Verbrechen der Nazis und dämonisiert zugleich den jüdischen Staat. Die Aussage ist nicht nur per definitionem antisemitisch, sie spricht vor allem für sich. Ob es sich hierbei also auch um beabsichtigten Völkermord handele, fragt der Moderator. »Natürlich, dass weiß doch jeder«, betont Blume.
Der Fall erinnert an den französischen Comedian, Dieudonné. Diese Melange aus Israelhass, Holocaustrelativierung und Verschwörungstheorien kommt einfach gut an – und jede weitere Klage aus der jüdischen Gemeinschaft garantiert neue Verkaufsrekorde.
Seine Argumentationsweise und die Selbstdarstellung als Opfer erinnern an die Polemik der vermeintlich neuen Rechten.
Später wird Blume im Interview auf sein Video zu »Apokalypse« angesprochen, in dem der Teufel Davidstern trägt und Banken steuert. Der einzige Weg aus dieser Dystopie führt zum Miteinander aller Regionen, nur Juden finden im Bild seines utopischen Endzustands – ausgerechnet in Jerusalem – keinen Platz. Blume, der sich erneut falsch verstanden fühlt, entgegnet, »dass man sich das Werk im Gesamtkontext anschauen« müsse.
Gerichte Doch seine Argumentationsweise und die Selbstdarstellung als Opfer erinnern an die Polemik der vermeintlich neuen Rechten. Die jüngsten Aussagen machen es jedenfalls immer einfacher, den Gesamtkontext zu verstehen. Nehmen wir ihn deshalb beim Wort, denn er meint, was er sagt. Schenken wir ihm keine Promo, indem wir über jedes Stöckchen springen, und überlassen wir den überstehenden faulen Rest den Gerichten.
Die breite Gesellschaft aber, allen voran die Hip-Hop-Szene, muss jetzt klare Kante zeigen. Kollegahs Album wird übrigens von Warner Music vertrieben. Neben Blume hören also auch deutsche Major-Labels nichts mehr vom Nachklang des Echos.