Die Macher des diesjährigen JazzFest Berlin haben wieder einmal Mut – oder auch Neugier – bewiesen. Denn die Formation Abraham Inc., die am Samstag, den 2. November, um 20 Uhr im Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße auftritt, verheißt alles andere als gemütlichen Opa-Jazz. Die Band besteht aus einem Trio, erweitert um eine Reihe von Gastmusikern.
Schon das Stammtrio hat kaum noch etwas mit Jazz am Hut. Es besteht aus dem kanadischen Multi-Instrumentalisten Socalled, mit bürgerlichem Namen Josh Dolgin, David Krakauer, einem der führenden Klezmer-Klarinettisten, und dem Posaunisten Fred Wesley. Der ist ein Urgestein des Funk, den einige aus seiner Zeit mit James Brown kennen werden, dem Godfather des Funk. Mit Jazz hat Wesley immerhin insofern etwas zu tun, als er seine ersten Sporen bei der Swinglegende Count Basie verdiente.
stilmix Diese drei so unterschiedlichen Musiker haben vor einigen Jahren mit Tweet Tweet auch ein Album vorgelegt. Die Songs auf der CD sind eine Mischung aus Funk und Klezmer, wovon schon die Titel zeugen. Hinter »The H Tune« verbirgt sich eine groovende Version von »Hava Nagila«. »It’s Not the Same« ist die tanzbare Version von Naftule Brandweins Schtetl-Klassiker »Nifty’s Freilach«.
Socalled und Krakauer mischen die Musik der Jidden nicht zum ersten Mal auf. Bereits bei den Alben Ghettoblaster, Bubbemeises, HipHopKhasene und The Socalled Seder haben die beiden zusammengearbeitet. Wobei diese Zusammenarbeit in der Regel darin besteht, herausragende Musiker aus ganz unterschiedlichen Genres zu einem Stelldichein zu überreden. Ganz selten nur kommen dabei Songs heraus, bei denen die Band kleiner als Fussballmannschaftsgroß ist. Diese Polyphonien als Jazz zu bezeichnen, wäre kühn. Aber tolle Musik ist es allemal.
Haus der Berliner Festspiele, Samstag, 2. November, 20 Uhr
www.berlinerfestspiele.de
Abraham Inc: »Tweet Tweet«. Table Pounding Records 2009