Russische Staatsanwälte haben sechs Jahre Gefängnis für den russisch-jüdischen Theaterregisseur Kirill Serebrennikow gefordert. Sie beschuldigten den 50-Jährigen und Kollegen von ihm am Montag, 129 Millionen Rubel (1,7 Millionen Euro) veruntreut zu haben. Der Fall gilt weithin als politisch motiviert.
Die Ermittler hatten den wohl bekanntesten Theater- und Filmregisseur Russlands und seine Kollegen zunächst beschuldigt, Gelder gestohlen zu haben, die für mehrere Produktionen vorgesehen waren. Eine Produktion sei nie aufgeführt worden, so der Vorwurf - tatsächlich wurde sie allerdings mit großem Erfolg gezeigt. Die Ermittler zogen diesen Vorwurf später zurück und haben seither nicht klargestellt, wo ihrer Meinung zufolge Geld gestohlen wurde.
Serebrennikow hat die Vorwürfe als absurd zurückgewiesen. Viele in Russland betrachteten sie als Strafe für seine gegen das Establishment gerichtete Haltung. Seine Produktionen - Dramen, Opern und Filme - haben sich über Lügen von offizieller Seite, Korruption und zunehmenden Konservativismus in der Gesellschaft lustig gemacht.
Serebrennikows Festnahme hatte viele Russen schockiert. Führende Köpfe der russischen Kulturszene haben laufend an Präsident Wladimir Putin und andere Mitglieder der Staatsführung appelliert, die Vorwürfe fallen zu lassen, und viele Künstler aus dem Ausland haben dies ebenfalls gefordert. dpa