Zika-Virus

»Keine rein medizinische Aufgabe«

Brasilianer warnen beim »Sambadrome« in Rio de Janeiro vor Zika. Foto: dpa

Die Welt ist – buchstäblich – im Zika-Fieber. Das von Stechmücken übertragene Zika-Virus verbreitet sich seit einigen Monaten explosionsartig in den Ländern Nord-, Mittel- und Südamerikas. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte deswegen am Montag vergangener Woche den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Eine Infektion in der Schwangerschaft gilt als mögliche Ursache für Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) beim Ungeborenen. Die Gesundheitsminister der zwölf Länder Südamerikas sowie Mexikos und Costa Ricas vereinbarten vergangene Woche in Montevideo Aufklärungskampagnen und Aktionen zur Bekämpfung der Stechmücke, die den Erreger überträgt.

impfstoff Am schlimmsten ist Brasilien betroffen. Seit Oktober wurden dort bereits rund 4800 Babys mit zu kleinen Schädeln geboren. Weltweit wurden bisher aus 26 Ländern Zika-Infektionen gemeldet, darunter ist auch ein Fall aus Israel. Ein Kind, das mit seinen Eltern nach Kolumbien gereist war, hatte sich dort mit dem Virus infiziert. Das brasilianische Gesundheitsministerium kooperiert inzwischen mit der US-Gesundheitsbehörde CDC, um gemeinsam die Entwicklung eines Impfstoffes voranzubringen. Experten gehen jedoch von mehreren Jahren aus, bis eine wirksame Schutzimpfung eingesetzt werden könnte.

Der israelische Magen David Adom führt derzeit neue Richtlinien für Blutspenden ein. Südamerika-Reisende dürfen künftig erst 28 Tage nach ihrer Rückkehr wieder Blut spenden. In diesem Zeitraum zeigen sich in der Regel die Symptome des Zika-Fiebers: rötlicher Hautausschlag, Muskelschmerzen oder Bindehautentzündung. Die meisten Infektionen verlaufen jedoch äußerlich symptomfrei. Eine Ansteckung in Israel ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums allerdings ausgeschlossen. Die Stechmücke der Gattung Aedes aegypti, auch Gelbfiebermücke genannt, die für die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht wird, existierte bis Mitte des 20. Jahrhunderts zwar auch im Heiligen Land, gilt dort heute jedoch als ausgerottet.

eindämmung Der Epidemiologe Hagai Levine von der Hebräischen Universität Jerusalem erklärte in einem Interview mit Alina Dain Sharon von der Nachrichtenagentur JNS.org die Probleme bei der Bekämpfung des Zika-Virus. Der Umstand, dass eine Infektion meist nicht tödlich verläuft, erschwere paradoxerweise die Eindämmung der Krankheit. »Wenn der Erreger seinen Träger tötet, kann er keine weiteren Personen anstecken. Also lässt sich die Krankheit leichter eindämmen.«

Überdies sei es bei Krankheiten, die vor allem von Mensch zu Mensch weitergegeben werden, wie etwa dem Ebolafieber, möglich, die Erkrankten zu isolieren und so weitere Ansteckungen zu verhindern. »Bei Infektionen, die durch Insekten übertragen werden, muss man jedoch die Quelle bekämpfen, in diesem Fall die Stechmücke«, so Levine. Das sei dann aber keine rein medizinische Aufgabe mehr. Ferner würde etwa der Einsatz von Pestiziden zur Insektenbekämpfung neue ökologische und gesundheitliche Probleme schaffen. Levines Fazit: »Was wir auf jeden Fall sehen, sind die Auswirkungen, die Klimawandel und Globalisierung auf die Gesundheit haben«. ja/JNS/epd

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  14.03.2025 Aktualisiert

Ausstellung

Chagalls fantastische Welten in Düsseldorf

Seine bunt-surreale Bildwelt fasziniert Menschen seit Jahrzehnten. Auch die dunkle Seite des jüdischen Malers rückt in den Fokus

 14.03.2025

K20 Kunstsammlung

Ungewöhnliche Werke von Marc Chagall in Düsseldorf zu sehen

Die Ausstellung mit 120 Werken beleuchtet Chagalls Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Armut und Geschlechterrollen

von Nikolas Ender  13.03.2025

Liraz

Das Trillern der Utopie

Die israelische Sängerin ist stolz auf ihre persischen Wurzeln. In Europa kämpft sie mit Konzertabsagen

von Tilman Salomon  13.03.2025

Kino

Der Wandel des »Ka-Tzetnik«

Eine Doku widmet sich dem Schoa-Überlebenden Yehiel De-Nur und seiner Auseinandersetzung mit dem »Planeten Auschwitz«

von Dietmar Kanthak  13.03.2025

Kino

Bonhoeffers Vermächtnis »verfälscht und missbraucht«

In seinem umstrittenen Film stilisiert der amerikanische Regisseur Todd Komarnicki den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer zu einer Erlöserfigur im Kampf gegen den nationalsozialistischen Terror

von Raimund Gerz  13.03.2025

Rechtsextremismus

Braune Musik verbreitet Hass: Rechtsrock in Deutschland

Rechtsextreme Musik trifft bei etlichen auf offene Ohren. Beobachter warnen: Die Rechtsrock-Szene blüht. Und sie kann ein »Türöffner« sein für rechtsextremistische Ideologien

von Alexander Lang  13.03.2025

Aufgegabelt

Hamantaschen mit Mohn

Rezepte und Leckeres

 13.03.2025

Pädagogik

Sicherheit vermitteln

Welche Herausforderungen der 7. Oktober mit sich bringt: Religionslehrer suchen Antworten auf schwierige Fragen beim jährlichen Treffen an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg

von Ayala Goldmann  14.03.2025 Aktualisiert