Wie spannend, geradezu aufregend die satz- und drucktechnische Realisierung der von 1899 bis 1936 erschienenen, berühmten österreichischen Zeitschrift »Die Fackel« gewesen ist, zeigt die in Briefen, Karten, Telegrammen und Zetteln dokumentierte und vom Herausgeber Friedrich Pfäfflin sachkundig kommentierte Darstellung der Beziehung zwischen Karl Kraus und seinem Drucker und Verleger Georg Jahoda über einen Zeitraum von 25 Jahren, von 1901 bis 1926.
In einem Vorspiel wird auch der erste Drucker Moriz Frisch und in einem Nachspiel Jahodas Sohn Martin als Drucker für die letzten zehn Jahre bis zu Krausʼ Tod 1936 behandelt. Pfäfflin hat jedes schriftliche Zeugnis dieser freundschaftlichen Beziehung mit einer eigenen Überschrift versehen, deren manchmal ironische oder amüsante Formulierung vermittelt, dass man sich hier keineswegs mit einer trockenen Angelegenheit befasst, sondern einer, die neben ihrer Ernsthaftigkeit auch eine Menge inspirierenden Esprit besitzt.
Die »täglichen Gefährdungen seiner Texte«, die der Herstellungsvorgang seiner Zeitschrift für Kraus bedeutete, griffen in das Herzstück seiner publizistischen Angriffe gegen die österreichische Presselandschaft ein, nämlich in die »Sorge für das Wort«, das es auf die Wahrheit der Sache hin zu fassen galt. Bei einem derartig peniblen Autor, wie Kraus es war, konnte ihm kein Mensch in seiner Fehlbarkeit genügen. Das wird immer wieder in der außerordentlichen Beziehung zwischen Kraus und seinem Drucker Jahoda deutlich.
Komik und feine Ironie
Die Bloßstellung von Fehlern durch Kraus hatte aber auch eine komische Seite, der Jahoda mit feiner Ironie zu antworten wusste. Die Umwandlung des »von allen Seiten her Durchdachten in ein Kunstwerk der Sprache« besaß für Kraus eine gefahrvolle Schwelle: den Druckvorgang, dem er sein Werk anvertrauen musste. Durch die Druckmaschine sah er es seiner peniblen Kontrolle entrissen.
Krausʼ Satz »Der Korrektor ist der Dichter« ergänzt Pfäfflin zu der Einsicht »Erst der Korrektor ist der Dichter«. Es ist die Crux des Autors Kraus, dass er sich erst im letzten Korrekturgang als Dichter hervortreten sah, durch den sein Werk ihm aber aus den Händen glitt und an das Publikum überging. Diese und weitere, auch anekdotische Einblicke in eine fruchtbare Zusammenarbeit zeigt Pfäfflins außergewöhnliches Buch.
»Karl Kraus und Georg Jahoda: Der Satiriker und sein Drucker und Verleger.« Briefe, Karten, Telegramme, Zettel. Herausgegeben von Friedrich Pfäfflin. Wallstein, Göttingen 2023, 360 S., 42 €