Die Nationalsozialisten raubten jüdischen Kunstsammlern einst massenhaft ihren Besitz. Doch bis heute haben unzählige Erben berechtigten Anspruch auf Gemälde, die einst ihnen oder ihren Familien gehörten. Im Jahr 2003 wurde deshalb die sogenannte Limbach-Kommission gegründet, die zwischen Opfern des Kunstraubs und heutigen Besitzern vermitteln soll.
Jetzt hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) angekündigt, bis zum Herbst dieses Jahres die Limbach-Kommission zu reformieren. In das Gremium sollen zukünftig ein oder zwei Persönlichkeiten aus dem jüdischen Leben als Mitglieder berufen werden, erklärte Grütters am Wochenende. Zudem solle die Kommission, die in der Vergangenheit immer wieder für ihre ineffektive Arbeit kritisiert wurde, transparenter agieren.
Lösung »Mir ist sehr daran gelegen, eine von allen Seiten anerkannte Lösung zu finden«, betonte Grütters. Entsprechende Gespräche mit den Mitgliedern der Kommission habe sie bereits geführt. Nun werde sie ihr Vorhaben den Ländern und Kommunen vortragen, die das Gremium mittragen.
Die Reform geht auch auf Forderungen von Opferverbänden ein. Anfang März hatte sich Kulturstaatsministerin Grütters laut einem Bericht der »New York Times« gegen einen jüdischen Vertreter in der Limbach-Kommission ausgesprochen. Die Zeitung zitierte die Ministerin mit den Worten: »Es wäre die einzige Stimme, die voreingenommen wäre.« Demnach solle wegen möglicher Interessenkonflikte kein Jude dem Gremium angehören, das in NS-Raubkunstfragen berät.
Daraufhin kritisierten mehrere Anwälte jüdischer Erben sowie auch der Jüdische Weltkongress die Einlassungen der Kulturstaatsministerin. »Es ist entscheidend, dass die Perspektive der Opfer in der Kommission vertreten ist«, sagte Lauder damals der Jüdischen Allgemeinen. »Wir hoffen, dass ein passender Kandidat bald gefunden wird und dass diese Ergänzung die Kommission stärken wird.«
Rüdiger Mahlo, Repräsentant der Jewish Claims Conference in Deutschland, betonte: »Ich kann aus verschiedenen Erfahrungsblickwinkeln sagen, dass eine Beteiligung der Opferseite es vielfach erst ermöglicht, die Opferperspektive mit in die Gesamtbetrachtung einzubeziehen.«
Objektivität Auf Anfrage des in Berlin erscheinenden »Tagesspiegel« hob Grütters wenig später hervor, sie habe den von der New York Times zitierten Satz niemals gesagt. »Niemand hat jemals einer jüdischen Persönlichkeit die Objektivität abgesprochen«, betonte Grütters. Kurz darauf gab sie bekannt, dass ein jüdischer Vertreter in die Limbach-Kommission berufen werden soll.
Die 2003 eingerichtete Limbach-Kommission vermittelt auf Wunsch zwischen Beteiligten, wenn es Streit um etwaige Raubkunst gibt. Sie spricht Empfehlungen aus für den Umgang mit Kunstwerken, deren Eigentum sowohl die ursprünglichen – jüdischen – Besitzer als auch die heutigen Eigentümer beanspruchen.
Der offizielle Titel des Gremiums lautet »Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz«.