Wenn es einen Wettbewerb für Bindestrich-Biografien geben würde, sie wäre mit Sicherheit die Siegerin. Die Rede ist von Susan Sideropoulos, die eine deutsche, israelische, jüdische sowie griechische, christliche und sogar ein wenig italienische Familiengeschichte aufweisen kann. »Und nicht zu vergessen: eine russische, aber die ist nur angeheiratet«, ergänzt die Schauspielerin und TV-Moderatorin im Gespräch mit Philipp Peyman Engel, Redakteur der Jüdischen Allgemeinen, für die neue Folge der Podcast-Reihe »Schon immer Tachles« des Zentralrats der Juden.
Zugleich verkörpert Sideropoulos damit auf ihre ganz eigene Art die Vielfalt der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, die stark von Migration und den unterschiedlichsten Hintergründen geprägt ist. »Mein Vater war ein Seemann aus Griechenland, der Hamburg für die schönste Stadt der Welt hielt, sich dort irgendwann niederließ und ein italienisches Restaurant eröffnete.« In der Gastronomie-Szene der Stadt sollte er dann auch ihre Mutter kennenlernen, die aus einer deutsch-jüdischen Familie stammte und in Israel zur Welt kam.
Griechenland »Als Kind war ich jeden Sommer für längere Zeit in Griechenland«, berichtet Sideropoulos. »Dann später mit meinem Mann immer wieder in Israel.« Hebräisch spricht die 40-jährige Mutter zweier Söhne zu ihrem eigenen Bedauern nicht. »Aber ich verstehe es gut. Schließlich war ich seit dem Alter von acht immer wieder auf Machanot.«
Jüdische Religion und Kultur sind für sie daher eine absolute Selbstverständlichkeit. Trotzdem hatte Sideropoulos sich mit der Fluchtgeschichte ihrer gleichfalls aus Hamburg stammenden Familie der Großeltern relativ spät beschäftigt, ging erst als junge Erwachsene auf Spurensuche. »In der Datenbank von Yad Vashem gab es aber nicht viel Material über sie. Dafür umso mehr über meine Urgroßeltern, und so erst entdeckte ich, dass es für meinen Urgroßvater Alphons Abel einen Stolperstein gibt.«
In Hamburg lebte Sideropoulos mit ihrer Familie im Grindel, einem traditionell jüdisch geprägten Viertel. Zu den Feiertagen ging man in die Synagoge, hatte aber auch zu Weihnachten oder Nikolaus ein offenes Haus mit vielen Gästen. »Ich bin mit dem Judentum und dem griechischen Leben gleichermaßen aufgewachsen«, erzählt sie.
MACHANE Ihre Verbundenheit blieb auch im Erwachsenenalter bestehen, vor allem aufgrund der positiven Werte, die ihr vermittelt wurden. »Judentum ist für mich daher eine Sache des Herzens.« Ihren Mann Jakob Shtizberg hatte sie bereits als Teenager kennengelernt, auf einem Machane der Zentralwohlfahrtsstelle (ZWST). »Er stammt aus Israel, aber aus einer russischen Familie.«
Gefragt, was das Geheimnis ihrer Liebe ist, antwortet sie: Zusammen sind sie ein gutes Team, wobei jeder von ihnen seine Hintergrund-bedingten Eigenarten zeigt und auch zeigen darf.