In der Schweiz stand er wochenlang auf der Bestsellerliste, nun ist er als Hörbuch und als Taschenbuch erschienen: Thomas Meyers Emanzipationsroman Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse. Das Buch erzählt amüsant und gut lesbar, allerdings unter heftiger Strapazierung des Klischees von der übergriffigen jiddischen »mame«, die Geschichte vom Ausbruch des 25 Jahre alten Mordechai Wolkenbruch, genannt Motti, aus der Welt des orthodoxen Judentums in Zürich.
Nun hat der Schweizer jüdische Autor seinen Text selbst als Hörbuch eingesprochen – das Ergebnis auf vier CDs ist eine hierzulande wohl nie gehörte Mischung aus Schweizerdeutsch und Jiddisch. Auch wer Hörbücher per se für nichts als eine zusätzliche Einnahmequelle von Verlagen hält, wird einräumen, dass dieses Hörbuch gut klingt.
Wörterbücher Das liegt auch daran, dass der Autor eine klare, wohlklingende Stimme hat. Zwar merkt der Hörer, dass Meyer nicht mit Jiddisch aufgewachsen ist. Den Namen seines Helden, Mordechai, spricht er mit weichem »ch« aus, was mit schweizerdeutschem Einschlag etwas wunderlich klingt. Der säkulare Jude sagt, er spreche fast nie Jiddisch, besitze aber mehrere jiddische Wörterbücher.
Egal: Das Buch, mit saftigen Jiddisch-Einsprengseln leichtfüßig komponiert, nimmt von CD zu CD Fahrt auf. Obwohl die Entwicklung weg von den erzwungenen Schidduchim hin zu der Liebschaft mit der unwiderstehlichen, aber leider bindungsunwilligen nichtjüdischen Studentin Laura vorhersehbar ist, leidet der Leser mit Motti.
Rausschmiss Denn dessen Weg endet nach dem elterlichen Rausschmiss einsam in einem Zürcher Hotel – und voller Sehnsucht nach der nun unerreichbaren »mame«, die ihrem kleinen »sininke« in der Badewanne einst so schejne jiddische Lieder vorsang.
Thomas Meyer: »Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse«. Vier Audio-CDs, gelesen vom Autor. Diogenes Hörbuch, Zürich 2014, 426 min., 19,95 €