Sex gilt im Judentum, anders als etwa bei vielen Christen, nicht als im Kern sündhaft und nur erlaubt zum Zweck der Fortpflanzung als quasi notwendiges Übel. Im Gegenteil: Innerhalb der Ehe (aber nur dort!) ist Sexualität in ihren zahlreichen Spielarten nicht nur erlaubt, sondern sogar eine Mizwa.
Wenn also seit Kurzem eine amerikanische Site namens »Jewrotica« das Netz bereichert, handelt es sich nicht um Ironie. Betreiber Ayo Oppenheimer versteht sein Projekt als Teil des jüdischen Mainstreams, als »Verbindung von Kodesch und Chol«, von Heiligem und Alltag. Dabei hat er keine Ratgebersite im Sinn. Solche gibt es bereits, allen voran die von Altmeisterin Ruth Westheimer (www.drruth.com).
Datingszene Jewrotica will sich stattdessen der jüdischen erotischen Literatur und Reflexion widmen, »Geschichten, die die sexuelle Spannung in der frommen Community thematisieren«, ebenso wie solchen, in denen es um »die Dynamik, Komplikationen und Exzentritäten in der jüdischen Datingszene« geht.
Wobei mit Geschichten nicht nur literarische Fiktion gemeint ist. Auch für halachische und andere Debatten zum Thema ist Raum vorgesehen. Und in der Rubrik »True Confessions« können User kurz von eigenen wahren (?) erotischen Erlebnissen berichten. Hinzukommen sollen Workshops, Foren und Events.
Online gegangen ist Jewrotica vor zwei Wochen, am 12. Oktober. Die ersten Beiträge befassen sich mit so unterschiedlichen Themen wie Sex mit Palästinenserinnen in Israel, dem Verbot vorehelicher Berührungen aller Art (Schomer negia) in der Orthodoxie, One-Night-Stands, pubertärer Masturbation, Vibratoren in der Ehe und natürlich dem Klassiker, Beziehungen zu Gojim und wie man sie seinen Eltern verheimlicht.
Die Bandbreite reicht dabei von ausgesprochen sachlichen über witzige bis zu, sagen wir, recht anregenden Texten, auf der Site klassifiziert nach dem amerikanischen Filmfreigabesystem: PG-13 entspricht in etwa unserer FSK 12, R der Freigabe ab 18, XXX braucht keine weitere Erklärung.
www.jewrotica.org