Am Anfang war der Schidduch, die in der Tora beschriebene Eheanbahnung für Jizchak, den Sohn des jüdischen Patriarchen Awraham. Dessen Diener Eliezer bekam vor Tausenden Jahren eine Liste mit Kriterien und kümmerte sich darum. Das Matchmaking ist also nicht wirklich eine neue Erfindung. Dasselbe gilt für Kriterienlisten.
Der Eliezer der Neuzeit ist Aleeza Ben Shalom, eine orthodoxe Jüdin aus Philadelphia, die im Matchmaking-Bereich zehn Jahre Erfahrung vorweisen kann. Vor zwei Jahren machte sie Alija. Nun kann sie sich auf einen Karrieresprung freuen, denn sie wird mit »Jewish Matchmaking« eine neue Serie präsentieren, die ab dem 3. Mai auf Netflix zu sehen ist.
Romantik Mit eher traditionellen Mitteln sollen in der Show »Soulmates«, also Seelenpartner, zusammengebracht werden. Juden aus den Vereinigten Staaten und Israel werden ihr passendes Pendant finden, sich verlieben und auch bei den Zuschauern für einen erhöhten Taschentuchverbrauch sorgen. Romantik wird in der Show großgeschrieben.
»Die richtige Person zu finden, ist die schwerste Aufgabe der Welt«, sagt Aleeza Ben Shalom in einem Vorschau-Videoclip. »Und deshalb bin ich hier.« Diese Aussage qualifiziert sie offensichtlich ebenso wie die 200 Paare, die sie bereits zusammengebracht hat. Mit einer Überdosis Begeisterung kündigte sie ihre führende Rolle in der Serie auf Twitter an: »Überraschung! Ich bin es! Ich bin die jüdische Matchmakerin, die in Jewish Matchmaking zu sehen sein wird!«
Aus Sicht der Produktionsfirma mit dem eher unromantischen Namen Industrial Media’s The Intellectual Property Corporation müsste »Jewish Matchmaking« ein Erfolg werden. Warum ist man sich dessen relativ sicher? Da es eine Vorgänger-Serie gibt, nämlich »Indian Matchmaking«. Indien hat über eine Milliarde Einwohner mehr als Israel, das mit seinen neun Millionen Bewohnern gerade einmal mit der Größe von Chennai vergleichbar ist, Indiens viertgrößter Stadt. Dennoch gibt es für »Jewish Matchmaking« genügend Singles, unter den etwa zwölf Millionen Juden in Israel und den USA.
Schäfchen Das moderne Prinzip von Dating-Apps à la Tinder muss in dieser Serie nicht erst über Bord geworfen werden, da von Anfang an auf Shidduchim gesetzt wird. Jeweils fünf Singles sollen mit dieser auf orthodoxen Traditionen basierenden Strategie an den Mann, beziehungsweise an die Frau gebracht werden. Aleeza Ben Shalom soll ihre Schäfchen so durch die Dating-Phase in Liebesbeziehungen hineinnavigieren, wie sie es zuvor schon ohne TV-Kamera getan hat.
Während sich jüdisches Matchmaking teilweise von den Verkuppelungsstrategien anderer Kulturen unterscheidet, ähneln sich die Grundprinzipien jedoch. Dies bedeutet, dass sich »Jewish Matchmaking« einige Ideen vom Original »Indian Matchmaking« abgucken kann. Die erfahrene Sima Taparia aus Mumbai, die Verkuppelungsexpertin der Schwesterserie, geht bereits in die dritte Saison und weiß daher, was beim Publikum ankommt.
Netflix hat eine regelrechte Verkuppelungsoffensive gestartet, deren Teil nicht nur die Serien »Jewish Matchmaking« und »Indian Matchmaking« sind. »The Ultimatum«, eine Show, in der Heiratswillige zeitlich unter Druck gesetzt werden, wird ebenso über die Bildschirme flimmern wie die dritte Staffel von »Love is Blind«. In letzterer Serie verlieben und verloben sich die Teilnehmer schon bevor sie sich persönlich treffen. Zum Glück wird dies in »Jewish Matchmaking« eher nicht vorkommen.