Interview

Kurz vor dem Prozess: Jetzt spricht Gil Ofarim

Foto: imago images / STL

Vor Beginn des Prozesses gegen ihn am Dienstag bleibt Gil Ofarim beim Vorwurf, er sei in einem Leipziger Hotel antisemitisch angefeindet worden. »Ich weiß, was mir passiert ist. Es ging mir nicht um den Mitarbeiter, sondern um Antisemitismus. Ich bin froh, dass jetzt viel herauskommen wird, was bisher nicht gesagt oder geschrieben worden ist«, sagte er der »Welt am Sonntag«.

Dem 41-Jährigen werden falsche Verdächtigung und Verleumdung sowie falsche Versicherung an Eides statt vorgeworfen. Laut Gutachten einer Rechtsanwaltskanzlei, die mit 24 Zeugen im Hotel gesprochen und 22 Aufzeichnungen von Videokameras ausgewertet habe, sei an seinen Vorwürfen nichts dran.

Anfang Oktober 2021 hatte Ofarim in einem über Soziale Medien verbreiteten Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen einen Mitarbeiter des Hotels erhoben.

In dem Handy-Video, das Ofarim vor dem Hotel aufnahm, berichtete er, dass er vor der Rezeption zunächst in einer Schlange gestanden habe. Andere Gäste seien vorgezogen worden. Später sei er von einem Mitarbeiter des Hauses aufgefordert worden, seine Halskette mit einem Davidstern abzunehmen, um einchecken zu dürfen. Gleiches soll Ofarim laut Landgericht Leipzig auch gegenüber der Polizei ausgesagt haben.

Der Fall hatte bundesweit Aufmerksamkeit erregt und zunächst zu zahlreichen Solidaritätsbekundungen mit Ofarim geführt. Die Staatsanwaltschaft stuft seine Aussagen jedoch als wahrheitswidrig ein. Die Ermittlungen gegen den Hotelangestellten wurden eingestellt; er ist in dem jetzigen Prozess Nebenkläger.

»Ich habe nicht im Ansatz damit gerechnet, was dieses Video auslösen würde«, sagte Ofarim jetzt der »Welt am Sonntag«. Doch er stehe weiter dazu und würde es wieder so aufnehmen und verbreiten.

Der Musiker berichtete darüber hinaus, er sei im vergangenen Jahr zusammengeschlagen worden, während er in der Schlange in einer Bank telefoniert habe: »Da kam ein Mann an mir vorbei, sah mich an und ging weiter. Dann drehte er sich um und schlug aus heiterem Himmel zu. Ich hatte mein Handy und meinen Geldbeutel in der Hand. Ich fiel hin und habe kurz das Bewusstsein verloren.«

Er habe um Hilfe gerufen und gebeten, die Polizei anzurufen, so Ofarim weiter: »Um mich standen Leute, die das mit dem Handy aufgenommen haben. Festgehalten hat ihn niemand, er konnte entwischen.«

50 Jahre Judaistik-Fachverband

»Ein betont multidisziplinäres Fach«

Die Vorsitzende Katrin Kogman-Appel über die Entwicklung jüdischer Studien in Deutschland

von Ralf Balke  29.10.2024

Attentat

Fakt und Fiktion in schlüssiger Symbiose

Christof Weigolds Kriminalroman über den ungeklärten Brandanschlag auf das Jüdische Gemeindehaus in München im Jahr 1970

von Helen Richter  27.10.2024

Netflix-Serie

Balsam für Dating-Geplagte? Serienhit mit verliebtem Rabbiner

»Nobody Wants This« sorgt derzeit für besonderen Gesprächsstoff

von Gregor Tholl  23.10.2024

Herta Müller

»Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«

Die Literaturnobelpreisträgerin wurde mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis des Thinktanks »Mena-Watch« ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Herta Müller  23.10.2024

Essay

Die gestohlene Zeit

Der Krieg zerstört nicht nur Leben, sondern auch die Möglichkeit, die Zukunft zu planen, schreibt der Autor Benjamin Balint aus Jerusalem anlässlich des Feiertags Simchat Tora

von Benjamin Balint  23.10.2024

Dokumentation

»Eine Welt ohne Herta Müllers kompromisslose Literatur ist unvorstellbar«

Herta Müller ist mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet worden. Lesen Sie hier die Laudatio von Josef Joffe

von Josef Joffe  23.10.2024

Literatur

Leichtfüßiges von der Insel

Francesca Segals Tierärztin auf »Tuga«

von Frank Keil  21.10.2024

Berlin

Jüdisches Museum zeigt Oppenheimers »Weintraubs Syncopators«

Es ist ein Gemälde der Musiker der in der Weimarer Republik berühmten Jazzband gleichen Namens

 21.10.2024

Europa-Tournee

Lenny Kravitz gibt fünf Konzerte in Deutschland

Der Vorverkauf beginnt am Mittwoch, den 22. Oktober

 21.10.2024