Wer an Jeff Goldblum denkt, sieht vielleicht als erstes einen Mann, der sich in eine riesige, ekelerregende Fliege verwandelt. Oder einen gegen Dinosaurier kämpfenden Mathe-Nerd. Der Hollywood-Star, der im Oktober seinen 70. Geburtstag feierte, ist vor allem für seine Rollen in Blockbustern bekannt: »Die Fliege«, »Jurassic Park« oder »Independence Day«. Neben der Schauspielerei - und das wissen weniger Menschen - spielt Goldblum aber auch leidenschaftlich Klavier und ist als Jazz-Musiker aktiv.
Mit seiner Combo The Mildred Snitzer Orchestra brachte er schon zwei Alben heraus, an denen unter anderem der deutsche Ausnahme-Trompeter Till Brönner oder US-Superstar Miley Cyrus mitwirkten. Das erste Album 2018 landete in den USA und Großbritannien auf Platz eins der Jazz-Charts. Auch beim renommierten Glastonbury Festival in England wurden die Musiker schon gefeiert.
Moon River Ende März ist nun eine neue EP (»Plays Well With Others«) erschienen, auf der die Band Klassiker wie Henry Mancinis »Moon River« oder Cole Porters »Don’t Fence Me In« (mit Kelly Clarkson) neu interpretiert. Zu diesem Anlass geben Goldblum and The Mildred Snitzer Orchestra auch in Europa Konzerte. Am Montag (3.4.) ist ein Auftritt in Berlin geplant.
»Ich schätze, ich bin jetzt ein Profi, weil sie uns etwas Geld dafür geben und ich mit professionellen Musikern spiele«, witzelt Goldblum im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Goldblum ist blendender Laune und wirkt extrem bodenständig. Mehrmals stimmt er Songs an - unter anderem Schumanns »Dichterliebe«.
Auf seine Musikkarriere angesprochen sagt er, dass das alles so nicht geplant gewesen sei. Seine erste Berufswahl sei immer die Schauspielerei gewesen. Schon als Kind habe er morgens auf das vom Wasserdampf beschlagene Glas der Dusche geschrieben: »Bitte, Gott, lass mich Schauspieler sein.«
Alley Cat Musik habe aber schon immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt. In Pittsburgh, wo er aufwuchs, lernte er früh das Klavierspiel. Er sei jedoch ein eher schlechter Schüler gewesen, »wenig diszipliniert«. Doch dann habe sein Lehrer ihm Noten von jazzigen Stücken gegeben. »Alley Cat« etwa oder »Stairway To The Stars«. »Das waren neue Klänge für mich. Nicht die klassischen kleinen Übungen, die ich davor gemacht habe. Und ich war davon begeistert.« Von da an übte er so lange, bis sich die Stücke für ihn gut anhörten.
Mit 15 bekam er dann Lust, vor Publikum zu spielen. Er rief Cocktail-Bars in ganz Pittsburgh an, bekam so ein paar Jobs, zu denen ihn seine Eltern fuhren. Doch der Traum von der Schauspielerei zog ihn mit 17 letztlich nach New York, wo er bald am Broadway auftrat. Die Musik aber sei immer an seiner Seite geblieben, sagt er. Wenn auch eher als eine Art Privatvergnügen.
In den 1990er-Jahren habe er dann angefangen, mit anderen Musikern regelmäßig in Los Angeles aufzutreten. Irgendwann gaben sie sich den Namen The Mildred Snitzer Orchestra, benannt nach einer Familienfreundin aus Jugendtagen. Die Konzerte beschreiben er und andere als spontane Jam Sessions mit viel Improvisation und Humor. Dabei liebe er es, mit dem Publikum zu sprechen, Fragen zu stellen und mit ihm zu spielen, sagt Goldblum. Es sei eine »spirituelle, sehr lebendige Erfahrung«.
Die Fliege Seine Klavierkünste versuchte er übrigens auch immer wieder, in seinen Filmen unterzubringen. Manch ein Regisseur habe sich darauf eingelassen. So sieht man Goldblum etwa als manischen Wissenschaftler in David Cronenbergs Thriller »Die Fliege« (1986) am Klavier sitzen, ebenso als Außerirdischen in »Mein Liebhaber vom anderen Stern« (1989) von Julien Temple.
Sogar für die Rolle des über einen Müllplaneten herrschenden Tyrannen in »Thor: Tag der Entscheidung« (2017) baute Regisseur Taika Waititi eine entsprechende Szene ein. Als er ihm sagte, dass er im Film Klavier spielen könnte, habe Waititi gesagt: »Oh ja, in diesem planetarischen Thronsaal, den du hast, hast du vielleicht eine Art Band und ein kleines Keyboard«, erzählt Goldblum.
Klingt absurd. Doch fürs Exzentrische ist der Schauspieler bekannt - nicht nur in seinen Rollen. Für seinen eigenwilligen Modestil, mit Mut zu knalligen Farben und starken Mustern, haben ihn Magazine bereits mehrfach unter die bestangezogensten Männer Amerikas gewählt. Worin andere in seinem Alter lächerlich aussehen würden (Stichwort Zebrastreifen), wirkt der 1,94 Meter große, schlaksige Goldblum lässig und cool.
Jazz passt zu diesem Image. Auf die Frage, inwieweit die Musik seinen Charakter geprägt hat, antwortet Goldblum, dass er nie »bewusst cool« sein wollte. Jazz, mit seinen verschiedenen Rhythmen und Harmonien, habe ihn angezogen und sei irgendwie ein Teil von ihm geworden. »Was auch immer ich heute bin«, sagt er, »hat nicht wenig damit zu tun, was ich musikalisch liebe«.