»Schöne Feiertage!«, schreibt mir ein Freund via WhatsApp. »Welche Feiertage?«, frage ich zurück. Lieber zu früh gute Wünsche ausrichten als zu knapp – nach dieser Devise agieren die Israelis. Außer – es ist Purim.
Kann man sonst gar nicht zeitig genug für alle Feste Besorgungen ver- und Grüße ausrichten, so steht das Purim-willige Partyvolk schon etliche Tage vor der großen Sause Schlange an den Geschäften, die das beste, originellste oder sexyste Kostüm versprechen.
Niemand hat die Absicht, einfach nur als Königin Esther zu gehen. Langer Rock und persische Augenmaske – laaangweilig. Wenn Tel Aviv die 363 Purim-freien Tage schon laut und schrill ist, dann zu Purim erst recht. Jawohl! Kacha!
Niemand hat die Absicht, einfach nur als Königin Esther zu gehen.
kostüme Irgendwann muss irgendwer entschieden haben, dass alle Mädchen und Frauen Tel Avivs unbedingt und ausschließlich sexy Kostüme tragen sollen. Der niederträchtige Regierungsbeamte Haman kann es nicht gewesen sein, womöglich ist es auch nur das Alter Ego der jungen Tel Aviverinnen, einmal im Jahr so richtig über die Stränge zu schlagen und alle frivolen Männerfantasien zu befriedigen. Jedes Kostüm – egal ob Krankenschwester, Polizistin, Prinzessin oder Wonder Woman – sieht so aus, als sei der verantwortliche Designer im Sexy-Film-Business tätig.
Lack, Leder, Mini, Dekolleté, an Purim wandeln auf den Straßen Tel Avis Brüste, Beine und Popos, wie sie die Welt zuvor noch nicht gesehen hat. Selbst das gute, züchtige Rotkäppchen – hebräisch Kippa Adoma – kommt daher wie eine Hauptdarstellerin aus einem Film für Erwachsene. Love Parade war gestern, Sex Parade ist heute.
Lack, Leder, Mini, Dekolleté, an Purim wandeln auf den Straßen Tel Avis Brüste, Beine und Popos, wie sie die Welt zuvor noch nicht gesehen hat.
Und anstehen muss man, um ein Kostüm probieren und letztendlich kaufen zu können. Kurz vor knapp. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wahnsinnig hübsche Mädchen in hautengen Tigereinteilern huschen durch die Läden auf der Suche nach dem noch heißeren Kostüm.
Das wird ein Spaß. Jedes Jahr aufs Neue! Der mutigen und schlauen Königin Esther sei Dank. Chag Purim Sameach!