Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):
Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.
Ein Filmfestival wird volljährig – am Montagabend startete unter dem Motto »Mehr Juden ins Kino« mit einer Weltpremiere und anschließender Gala das 18. Jüdische Filmfestival (JFFB) in Potsdam. Ins Hans-Otto-Theater am Tiefen See kamen viele Prominente, um zu gratulieren und jüdische Filme zu zelebrieren.
Was das genau ist – jüdische Filme –, danach musste sich die Schauspielerin Meret Becker, die zusammen mit ihrem Kollegen Richy Müller die Filmpatenschaft übernommen hat, erst einmal bei Festivalchefin Nicola Galliner erkundigen, um dann zum Schluss zu kommen, dass »irgendwie jeder Film jüdisch sei«. Das JFFB jedenfalls wird bis zum 17. Juni Werke aus der ganzen Welt präsentieren, die eine Vielfalt jüdischen Lebens zeigen.
Rund 30 Streifen werden in diesem Jahr gezeigt, darunter der Animationsfilm Die Katze des Rabbiners von Joann Sfar oder die Brooklyn-Tragikomödie David über den neunjährigen Sohn eines Imam, der für jüdisch gehalten wird. Auch viele Dokumentarfilme sind dabei, wie Mendelsohn’s Incessant Visions über den Architektion Erich Mendelsohn.
Blütezeit Und natürlich zahlreiche Werke aus Israel, dessen Filmindustrie sich gerade in einer Blütezeit befindet, wie der israelische Botschafter Yacov Hadas-Handelsman sagte. Filmkritiker Knut Elstermann empfahl dem Publikum, sich gleich die nächsten zwei Wochen freizunehmen, um keinen Film vom Festival zu verpassen, weil alle sehenswert sind.
So wie Max Raabe in Israel, mit dem das Festival eröffnet wurde. In der Dokumentation über Raabes Tournee durch Israel mit seinem Palast-Orchester im Jahre 2010 gibt es neben viel Musik zahlreiche schöne, weil unaufgeregte Momente. So denkt Raabe, elegant vom blonden Haar bis in die Lackschuhe, darüber nach, wie es sein wird, in Israel auf Deutsch zu singen. Es kommen auch mehrere »Jeckes« zu Wort, deutsche Juden, die ihre Kindheit in Berlin verbrachten, und in denen Raabes Musik schöne und schmerzhafte Nostalgie auslöst. Nach der Weltpremiere dieses bedächtigen Films sang Raabe dann noch mit seinem Palast-Orchester »Gib mir den letzten Abschiedskuss«.
Roter Teppich Einer der prominentesten Gäste des Abends war zwar nicht über den roten Teppich gekommen. Dafür wurde Günther Jauch von seiner Ehefrau Thea begleitet. Er fühlte sich durch den Film in seinen eigenen Erfahrungen bestätigt: Der in Potsdam Lebende wird bei seinen Israel-Besuchen auf der Straße oft von den 80-jährigen »Jeckes« erkannt, die große Fans und regelmäßige Zuschauer seiner Sendung »Wer wird Millionär?« sind.
Nur erstaunlich wenig getrunken wurde für einen 18. Geburtstag. Aber in der Gegenwart eines Gentleman wie Max Raabe gibt man sich ja auch nur ungern haltlos. Nur Rolf Eden sang schon vor der Gala auf dem roten Teppich laut »Kein Schwein ruft mich an«.
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