Berlin

Israelsolidarische Kneipe »Bajszel« attackiert

Das »Bajszel« wurde bereits Ende September Ziel eines Brandanschlags (Archivfoto) Foto: picture alliance/dpa

Auf das »Bajszel« in Berlin-Neukölln ist in der Nacht zu Mittwoch ein Anschlag verübt worden. Wie die Polizei mitteilte, beschädigten Unbekannte am frühen Mittwochmorgen mit einem Pflasterstein ein Schaufenster des Lokals. Eine Mitarbeiterin alarmierte die Polizei. Da eine politische Tatmotivation nicht auszuschließen sei, hat der Polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Das »Bajszel« ist nicht das erste Mal Ziel von Anschlägen, weil dort regelmäßig Veranstaltungen zu den Themen Nahostkonflikt und Antisemitismus stattfinden.

»Mehrfach bereits mussten wir nach dem 7. Oktober Schmierereien an den Wänden registrieren, beispielsweise rote Hamas-Dreiecke, was ganz klar als Feindmarkierung und Todesdrohung zu verstehen ist«, sagt Alexander Carstiuc, einer der Betreiber. »Ende September gab es dann erstmals den Versuch, mit einem Stein eine Scheibe des Lokals einzuwerfen. Als das nicht gelang, entzündete man einen Papierkorb und wollte so einen Brand verursachen.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Über die Hintergründe der Täter ließe sich nur spekulieren, so Carstiuc. Mal waren es Graffiti in arabischer Sprache, mal Schmierereien, die einen klassisch linksextremen Bezug haben. Auch fand sich jüngst ein Symbol, dass eher im identitären Spektrum zu verorten ist, wobei nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob es vielleicht nur ein Täuschungsmanöver war.

Zugleich beklagt Carstiuc den mangelhaften Schutz des »Bajszel«. »Die Polizei fährt nur am Abend gelegentlich mal vorbei. Nachts und in den frühen Morgenstunden dagegen so gut wie nie. Wir fordern deshalb schon seit langem Objektschutz - nicht zuletzt deshalb, weil in dem Haus sich auch zahlreiche Wohnungen befinden.« Die Täter gingen ganz bewusst das Risiko ein, das Leben der Menschen, die dort wohnen, zu gefährden, wenn sie am Lokal einen Brandsatz legen. »Man mag sich nicht vorstellen, was passiert wäre, hätte unsere Sicherheitsscheibe nicht standgehalten.«

Auch gestern Nacht waren noch zwei Gäste und eine Mitbetreiberin im Lokal anwesend, als der Pflasterstein plötzlich in die Scheibe geschleudert wurde. Diese ist nun beschädigt, muss ausgetauscht werden, was wiederholt Kosten verursacht. Aber trotz dieser Vorfälle will man sich nicht einschüchtern lassen, betont Carstiuc. »Wir wollen weiterhin Antisemitismus-kritische Arbeit leisten und für jüdische wie auch nichtjüdische Menschen ein Ort des Austauschs und der Begegnung bleiben.«

Haushaltslage im Land Berlin

Topographie des Terrors befürchtet Programmeinschränkungen

Stiftungsdirektorin Andrea Riedle sieht vor allem die Bildungsarbeit gefährdet

 26.12.2024

Rezension

Fortsetzung eines politischen Tagebuchs

In seinem neuen Buch setzt sich Saul Friedländer für die Zweistaatenlösung ein – eine Vision für die Zeit nach dem 7. Oktober ist allerdings nur wenig greifbar

von Till Schmidt  26.12.2024

Medien

Antisemitische Aggression belastet jüdische Journalisten

JJJ-Vorsitzender Lorenz Beckhardt fordert differenzierte und solidarische Berichterstattung über Jüdinnen und Juden

 26.12.2024

Rezension

Ich-Erzählerin mit böser Wunde

Warum Monika Marons schmaler Band »Die Katze« auch von Verbitterung zeugt

von Katrin Diehl  25.12.2024

Bräuche

»Hauptsache Pferd und Kuh«

Wladimir Kaminer über seine neue Sendung, skurrile Traditionen in Europa und einen Kontinent in der Krise

von Nicole Dreyfus  25.12.2024

Dessau

»Was bleibt«

Am Anhaltinischen Theater setzt Carolin Millner die Geschichte der Familie Cohn in Szene – das Stück wird Anfang Januar erneut gespielt

von Joachim Lange  25.12.2024

Kolumne

Aus der Schule des anarchischen Humors in Minsk

»Nackte Kanone« und »Kukly«: Was mich gegen die Vergötzung von Macht und Machthabern immunisierte

von Eugen El  24.12.2024

Rezension

Die Schönheit von David, Josef, Ruth und Esther

Ein Sammelband bietet Einblicke in die queere jüdische Subkultur im Kaiserreich und der Weimarer Republik

von Sabine Schereck  24.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Dezember bis zum 2. Januar

 23.12.2024