Alexander Iskin, Kaiserring-Stipendiat 2020 der Stadt Goslar, hat ein Gespür für die Zukunft. Der junge Maler mit dem speziellen »interrealistischen« Blick auf die Welt stammt aus einer russisch-jüdischen Familie. Als seine Familie aus einer Seesener Flüchtlingsunterkunft nach Goslar übersiedelte, war Iskin neun Jahre alt – und wurde von Kindesbeinen an begeisterter Besucher des Mönchehaus Museums.
Wie Iskins Kunst ist auch der Charakter des Museums unverwechselbar: ein anregendes Spannungsfeld zwischen dem mittelalterlichen Patrizierhaus von 1528, gelungenen Modernisierungen und wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.
begegnungen In diesem Museum kam es für den Künstler in seiner Jugend, so darf man ohne Übertreibung wohl sagen, zu zukunftsweisenden Begegnungen mit zeitgenössischen Künstlern: Beeindruckt von Oda Jaune, als Künstlerin und als Frau, griff der erfolgreiche Tischtennisspieler Iskin zum Malpinsel und legte los in der Hoffnung, ihre Aufmerksamkeit gewinnen zu können. Zudem traf der heute 30-Jährige auf Jonathan Meese und Herbert Volkmann.
Iskins Werke sind Ausdruck seiner grundsätzlichen Überlegungen zum Verhältnis von digitaler und analoger Welt.
Mit seiner neuen Ausstellung Die Ursache liegt in der Zukunft ist Iskin nun nach Goslar, den Initialort seiner künstlerischen Laufbahn, zurückgekehrt. Als Vorbereitung für die Schau hatte sich der Künstler wochenlang freiwillig isoliert, sein Atelier samt Schlafstätte in die Berliner Galerie Sexauer verlegt.
isolation Weltweit konnten Interessierte seine Performance Arturbating live im Internet verfolgen und kommentieren. Gegen Ende seiner selbst gewählten Isolation holte ihn – wie passend – die Realität mit der Corona-Pandemie ein.
Iskins Werke sind Ausdruck seiner grundsätzlichen Überlegungen zum Verhältnis von digitaler und analoger Welt, der »Interrealität«, ein von ihm erschaffener Ausdruck, mit dem der Maler die Korrelationen zwischen virtueller und physischer Wirklichkeit beschreibt, einer »Zwischenwelt«. Seine »Rotationsbilder« kennen weder oben noch unten, kein rechts und links. Die veränderte Perspektive ergibt jeweils eine neue Bildwirklichkeit.
Iskins erklärtes Ziel ist, eine neue Formation dieser Räume jenseits tradierter Muster zu schaffen. 2018 rief der Künstler während einer Performance das »Interrealistische Zeitalter« aus. Die Schau in Goslar mit über 50 Werken und der Reinszenierung der Performance Arturbating gibt eine eindrucksvolle Vorstellung davon, was Iskin mit dieser vielleicht etwas schlagwortartigen Beschreibung gemeint haben könnte.
Die Ausstellung im Mönchehaus Museum Goslar läuft noch bis zum 18. Oktober.