In Zeiten, in denen andere Filmemacher immer größere Schwierigkeiten haben, ihre Projekte umzusetzen, ist Guy Ritchie fleißig wie nie. Wohl auch, weil er sich von den ganz großen Studioproduktionen wie King Arthur oder Aladdin inzwischen verabschiedet hat und der Großteil seiner Arbeiten – zumindest jenseits der USA – gar nicht mehr in die Kinos kommt, ist der Output von Madonnas Ex-Ehemann höher denn je. The Ministry of Ungentlemanly Warfare (ab dem 25. Juli zu sehen bei Amazon Prime Video) ist nun nach Operation Fortune und The Covenant sein bereits dritter Spielfilm in kaum mehr als zwei Jahren, in denen obendrein seine Serie The Gentlemen startete.
Die Ritchie-typische Mischung aus lässiger Action, Machismo-Coolness und deftigem britischen Humor ist auch dieses Mal angesagt, hier allerdings im historischen Gewand. Lose inspiriert von wahren Ereignissen und dem Sachbuch Churchill’s Secret Warriors: The Explosive True Story of the Special Forces Desperadoes of WWII von Damien Lewis erzählen Ritchie und seine drei Co-Autoren von einer geheimen Operation im Zweiten Weltkrieg.
Mit Wissen des britischen Premierministers, aber ohne offizielle Genehmigung der Regierung planen Churchill-Vertraute beim Militärgeheimdienst (darunter Ian Fleming) 1941, die Versorgung deutscher U-Boote vor der afrikanischen Küste zu sabotieren, um den Weg für die Amerikaner frei zu machen.
Beauftragt wird damit der nicht viel auf Regeln gebende und eigentlich noch im Gefängnis sitzende Major Gus March-Phillips (Henry Cavill). Zu dessen unkonventionellem Team gehören schließlich der als »Danish Hammer« bekannte Bogenschütze Ander Lassen (Alan Ritchson), Sprengstoffexperte Freddy Alvarez (Henry Golding), die Spionin Marjorie Stewart (Eiza González) oder der von der Gestapo gefasste Geoffrey Appleyard (Alex Pettyfer).
Die flotten Sprüche und brutalen Gewaltexzesse sind zu selbstgefällig, als dass sie cool rüberkämen
Nicht nur, weil ein Großteil dieser Truppe aus ganz persönlichen Gründen auf blutige Rache an den Nazis sinnt, fühlt man sich bei The Ministry of Ungentlemanly Warfare mindestens vom Konzept an Tarantinos Inglourious Basterds erinnert. Sogar Til Schweiger ist hier mit dabei, als charismatischer deutscher Sadist und damit quasi als Ersatz-Christoph Waltz. Qualitativ hinkt der Vergleich dann aber doch gehörig, denn Ritchie mag zwar ein rastloser Regisseur mit Sinn für Action sein. Ein sonderlich raffinierter Geschichtenerzähler ist er allerdings nicht.
Sowohl die flotten Sprüche als auch die zum Teil wieder ausgesprochen brutalen Gewaltexzesse sind in The Ministry of Ungentlemanly Warfare teilweise ein bisschen zu selbstgefällig, als dass sie so cool rüberkämen wie erhofft. Dass die Handlung sehr frei mit den historischen Begebenheiten umgeht, macht sich natürlich auch bemerkbar. Genauso wie die Tatsache, dass die Figurenzeichnung doch arg dünn ist, was besonders schade ist im Fall von March-Phillips, der immerhin die Hauptvorlage für den von Fleming später erdachten James Bond ist, sowie Stewart, die hier nicht nur die einzige Frau, sondern auch die einzige relevante jüdische Figur ist.
Was bleibt, ist stylish umgesetzte und größtenteils kurzweilige Unterhaltung mit einem attraktiven Ensemble, die aber recht weit davon entfernt ist, ein wirklich guter Film zu sein. Und natürlich die Einsicht, dass die Umtriebigkeit des als Hebräisch-Fan bekannten Ritchie durch solcherlei Einwände kein bisschen gebremst wird.
Im Gegenteil, die nächsten Filme sind längst im Kasten. In the Grey, ein Actionthriller, in dem neben Cavill und González auch wieder Jake Gyllenhaal mit von der Partie ist, soll im Januar in den US-Kinos anlaufen. Der Abenteuerfilm Fountain of Youth mit Natalie Portman ist ebenfalls schon abgedreht.
»The Ministry of Ungentlemanly Welfare« ab 25. Juli bei Amazon Prime