Zum 95. Geburtstag von W. Michael Blumenthal haben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) die Verdienste des Gründungsdirektors des Jüdischen Museums Berlin gewürdigt. Blumenthal, der von 1997 bis 2014 an der Spitze des Ausstellungshauses stand, begeht am 3. Januar seinen Geburtstag.
Steinmeier bezeichnete ihn am Mittwoch als eine Persönlichkeit, »deren Biografie und Lebenswerk in beispielloser Weise für Verständigung und Toleranz stehen«. Berlin verdanke Blumenthal eines der wichtigsten Jüdischen Museen weltweit, und er habe stets darin erinnert, was jüdisches Leben in Deutschland ausmache. »Sie haben dieses Museum einmal eine ›deutsche Gedenkstätte besonderer Art‹ genannt. Es ist in der Tat mehr als eine Vergegenwärtigung von Geschichte – es ist ein Ort der Gegenwart, des Dialogs und des kulturellen Austausches«, so Steinmeier an Blumenthal gewandt.
herzensanliegen Es sei ihm bis heute ein »Herzensanliegen, die Wachsamkeit der Menschen gegenüber Antisemitismus und Rechtsradikalismus zu stärken«. Das bleibe für Deutschland eine »herausragend wichtige Aufgabe«. Man müsse die Vergangenheit betrachten, um Gegenwartsfragen und aktuelle Konflikte in der Welt zu verstehen. Blumenthal habe gezeigt, »was es heißt, diese Verantwortung wahrzunehmen und den demokratischen Staat und die offene Gesellschaft zu verteidigen«.
Berlin verdanke ihm eines der wichtigsten Jüdischen Museen weltweit, würdigte der Bundespräsident Blumenthals Verdienste.
Zu Blumenthals zahlreichen Verdiensten gehöre, dass das Jüdische Museum selbst Geschichte geschrieben habe: »als kultureller Leuchtturm, der weit über die Stadtgrenzen Berlins hinausstrahlt, der international Beachtung findet als Ort der Begegnung, als Forum für Verständigung und Toleranz«, betonte Grütters.
Sie erinnerte daran, dass der Bundestag jüngst zusätzliche Mittel bewilligt habe, sodass die Dauerausstellung und die Kinderwelt »Anoha« des Museums ab 2021 kostenfrei zugänglich gemacht werden könnten. Damit werde das Museum weiter gedeihen können. »Das ist umso wichtiger in Zeiten, in denen religiöse und kulturelle Konflikte vielerorts wieder aufbrechen, in denen der Antisemitismus auch in Deutschland seine hässliche Fratze zeigt.«
museum 1997 wurde Blumenthal zum Direktor des Jüdischen Museums berufen, das 2001 eröffnete. Laut Blumenthal sollte das Haus zeigen, »dass Juden durch Jahrhunderte hindurch tief verwurzelte Deutsche waren und Unentbehrliches zum intellektuellen Leben des Landes und zur Entwicklung Deutschlands zu einer modernen Nation beitrugen«. Zuletzt geriet das Museum jedoch wegen eines heftigen Streits um seine Ausrichtung in die Schlagzeilen, und Direktor Peter Schäfer trat 2019 zurück. Unter seiner Nachfolgerin Hetty Berg wurde nach einem Umbau die neue Dauerausstellung eröffnet.
Blumenthal wurde am 3. Januar 1926 in Oranienburg bei Berlin geboren. Bevor er nach Berlin kam, hatte er bereits eine Karriere in den USA hinter sich. Dort arbeitete er als Wirtschaftsprofessor, Manager, Berater in Politik und Finanzwesen sowie als Finanzminister für den demokratischen Präsidenten Jimmy Carter.