Die Berliner Akademie der Künste vergibt ihren jährlichen Heinrich-Mann-Preis für Essayistik in diesem Jahr an den österreichischen Romanautor, Lyriker und Regisseur Robert Schindel.
»Mit seinem formal reichen, vielgestaltigen Werk – Gedichte, Romane, Stücke, Libretti und Essays – knüpft Robert Schindel dort an, wo Heinrich Mann aufhören musste: bei der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, und entwickelt daraus ein großes Orchester von Stimmen und Stimmungen, Idiosynkrasien und Traumata, Glücksmomenten und Sehnsüchten, Vergessenem und Schwelendem, und dabei gelingt ihm, was nur große Literatur vermag: dass wir Zeitgenossen uns begreifen und Spätere uns verstehen«, heißt es in der Begründung der Jury, der Norbert Miller, Hans-Dieter Schütt und Robert Menasse angehören.
überlebender Robert Schindel wurde am 4. April 1944 in Bad Hall bei Linz als Kind österreichischer Kommunisten jüdischer Herkunft geboren. Seine Eltern waren, getarnt als elsässische Fremdarbeiter, im September 1943 nach Österreich eingeschleust worden, um dort eine Widerstandsgruppe aufzubauen.
Nach ihrer Enttarnung wurden sie im August 1944 nach Auschwitz deportiert. Schindels Vater wurde im März 1945 in Dachau ermordet, seine Mutter überlebte Auschwitz und Ravensbrück und kehrte im Juli 1945 nach Wien zurück, wo sie ihren Sohn wiederfand.
philosophie Nach dem Abbruch der Schule und einer Buchhändlerlehre holte Robert Schindel das Abitur nach und begann 1967, Philosophie zu studieren. Seit 1987 arbeitet er als freier Schriftsteller, seit 2009 lehrt er am Institut für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Schindel hat bei Suhrkamp zahlreiche Gedichtbände, Essaysammlungen und Romane veröffentlicht. Zuletzt erschien 2013 sein Roman Der Kalte, eine literarische Aufarbeitung der Waldheim-Affäre in den 80er-Jahren (www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15506). Die Verleihung des mit 8000 Euro dotierten Preises findet am Donnerstag, den 27. März, um 20 Uhr im Gebäude der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin statt. ja