Günter Kunert

»Ich wäre ins Gefängnis gekommen«

Günter Kunert Foto: dpa

Aus Sorge vor Inhaftierung hat der frühere DDR-Schriftsteller Günter Kunert seinen 1974/75 entstandenen systemkritischen DDR-Roman Die zweite Frau damals nicht veröffentlicht.

»Es sah ja alles schon sehr bedrohlich aus«, sagte Kunert in seinem Wohnort Kaisborstel (Schleswig-Holstein) der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die damalige politische Situation in der DDR und Repressalien gegen Intellektuelle. Für ihn habe das Schreiben des Romans, der jetzt erstmals publiziert wurde, eine innere Entlastung dargestellt.

DDR »Ich habe mich eigentlich beim Schreiben an diesem Manuskript festgehalten, aber immer mit dem Wissen, ich kann das nicht veröffentlichen – in der DDR sowieso nicht und im Westen nur, wenn ich anschließend in der DDR gefilterte Luft atmen wollte«, sagte Kunert. Auf die Frage, ob er damit Gefängnis meine, antwortete der Autor: »Ja sicher!« Kunert wird am 6. März 90 Jahre alt.

Ob die DDR eine Diktatur oder nur ein missglücktes sozialistisches Experiment war? »Es war von allem etwas, aber es war natürlich eine Diktatur, ganz klar«, sagte Kunert. »Es konnte gar nichts anderes sein. Aber diese Diktatur stand, das muss man auch sagen, auf sowjetischen Marionetten. Das heißt also, im Grunde waren die führenden Genossen, wie es immer so schön hieß, selber Gefangene des Systems. Sie kamen aus der Sowjetunion, sie waren geprügelte Knechte, die Moskau überlebt hatten.«

Emigration Und die anderen Emigranten aus dem Westen, die in die DDR-Regierung aufgenommen wurden, hätten eine immer geringere Rolle gespielt – »sie wurden ja auch verdächtigt, weil sie im Westen in der Emigration gewesen waren.«  dpa

Film

Der Wandel des »Ka-Tzetnik«

Eine Doku widmet sich dem Schoa-Überlebenden Yehiel De-Nur und seiner Auseinandersetzung mit dem »Planeten Auschwitz«

von Dietmar Kanthak  12.03.2025

Nachruf

Peggy Parnass ist tot

Ihr Leben widmete sie dem Kampf gegen Ungerechtigkeit, Intoleranz und das Vergessen. Jetzt ist die Autorin und Holocaust-Überlebende Peggy Parnass in ihrer Wahlheimat Hamburg gestorben

von Carola Große-Wilde  12.03.2025

New York

Billy Joel verschiebt Tour wegen Operation und Physiotherapie

Fans müssen länger auf den nächsten Auftritt des »Piano Man« warten. »Die Gesundheit hat Vorrang«, sagt der 75-jährige Jude

 12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Schauspiel

Zweiflerin aus Zürich

Deleila Piasko war in David Haddas jüngster TV-Serie zu sehen. Ein Porträt

von Tilman Salomon  10.03.2025

Medizin

Der Seuchen-Pionier

Vor 100 Jahren starb August von Wassermann, einer der Begründer der modernen Immunologie

von Benjamin Kuntz  11.03.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Hat Kunst je eine Katastrophe verhindert?

Nachgefragt bei Kubrick und Zweig

von Sophie Albers Ben Chamo  09.03.2025

Jüdisch-israelische Kulturtage

»Kleine Synagoge« zeigt Werke von Daniela Bromberg

Daniela Bromberg ist eine Erfurter Künstlerin, die sich in ihrem Werk mit der Thora, dem Chassidismus und ethischen Fragen auseinandersetzt

 09.03.2025

Restitution

Potsdam-Museum gibt zwölf in der NS-Zeit enteignete Bücher zurück

Günther Graf von der Schulenburg stieß auf die Bücher in der Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste

 09.03.2025